Schönheitsideal Augenbrauen – Antike bis heute
Augenbrauen bilden den Rahmen des Gesichts.
Sie sind Zierde und Schönheits-Stilmittel, unterstützen aber auch bei der Kommunikation und dienen dem Schutz der Augen vor Nässe und Sonne.
Insbesondere sind und waren sie immer Ausdruck unterschiedlicher Schönheitsideale.
Ägypten
Im alten Ägypten schminkten sich Frauen und Männer stark. Dies hatte natürlich ästhetische Gründe, aber auch auch hygienische und religiöse.
Das Makeup sollte böse Geister fernhalten und diente zu Ehren der Götter. Nach dem griechischen Historiker Herodot rasierten sich alle Bewohner eines Hauses die Augenbrauen, wenn darin ein Katze gestorben war.
Die Büste der Nofretete (1345 v. Chr.) rechts zeigt die Pharaonengattin mit hohen, schwarzen, perfekt geschwungenen Brauen. Dunkle Augenbrauen waren zusammen mit geschwärzen Augenrändern Teil des ägyptischen Looks.
Sie wurden rasiert oder gezupft und dann nachgezogen. Die dunkle Schminke enthielt neben Ruß und Eisenoxid auch die bedenklichen Bestandteile Manganoxid und Galenit (Bleiglanz).
Das silbergraue Galenit wirkt bei Hautkontakt hochgiftig. Kosmetika waren bis in die Neuzeit eine wirklich gefährliche Angelegenheit.
Augenbrauen in der Antike
Die alten Griechen hatten ihre eigenen Schminkrituale und Ideale, wozu dichte und dunkle Augenbrauen gehörten.
Frauen benutzen so wie die Ägypter zerstoßene Mineralien, um ihre Brauen zu schwärzen. Modisch angesagt war teilweise die Unibraue, also durchgehende bzw. zusammengewachsene Augenbrauen.
Die Unibraue oder Monobraue tauchte auch bei den Römern auf.
Autoren aus beiden Kulturen beschreiben Frauen, die falsche Augenbrauen benutzen. Diese „Augenbrauenperücken“ wurden aus Ziegenhaar hergestellt und mit Baumharzen festgeklebt.
Grund für das Benutzen falscher Brauen kann der Gebrauch von Bleiweiss als hautaufhellende Grundierung gewesen sein. Durch diese bis in das 18. Jahrhundert benutzte giftige Schminke, die zahlreiche schwere Nebenwirkungen hatte, fielen oft die Gesichtshaare aus.
Monobraue im Nahen Osten
Heutzutage würden ineinander übergehende Augenbrauen als wirklich gravierender Beauty Makel angesehen werden, aber die Unibraue war tatsächlich ein Schöhnheitsideal in verschiedenen Kulturen durch die Geschichte hinweg.
Ein im Jahr 548 v.Chr. entstandenes byzantinisches Mosaik zeigt beispielsweise die Herrscherin Theodora, die Gattin von Justinian, mit Khol geschwärzten Augen und perfekt geformter Unibraue.
Auch während der Qajar Dynastie im Iran (1785-1925), galten verbundene Augenbrauen als schön, wie rechts an einer qajarischen Prinzessin zu sehen.
Japan
Perfekte Brauen standen in Japan immer an wichtigter Stelle beim Makeup. Natürlichkeit war dabei nicht unbedingt erwünscht.
In der Heian Periode (794-1185) entfernten adlige Damen die Brauenhärchen komplett und zeichneten stattdessen einen kunstvollen hohen Bogen. Dieser Trend hieß „Hikimayu“.
Im 12. Jahrhundert erreichte der Look am kaiserlichen Hofe seinen extremen Höhepunkt: Überlanges glattes schwarzes Haar zu weissgepudertem Gesicht, rote Lippen mit geschwärzte Zähnen (!) und aufgemalte Augenbrauen in wolkenähnlichen Ovalen hoch auf der Stirn.
Schönheitsideal bei Frauen war damals ein maskenähnliches Gesicht, das keine Gefühlsbekundungen zeigte. Die hoch auf der Stirn gemalten Augenbrauen halfen somit, Gefühle zu verbergen.
Während des wirtschaftlichen Wachstums in der Edo-Zeit im 17. und 18. Jahrhundert herrschte in Japan eine strenge soziale Ordnung, auch die Schönheit unterlag bestimmten Regeln.
Je nach Form und Tragweise der Augenbrauen konnte man damals Rückschlüsse auf das Alter und den sozialen Stand der Dame schließen.
Das Rasieren der Brauen wurde ritualisiert, denn im Rahmen der Hochzeitszeremonie wurden die Augenbrauenhaare der Braut entfernt. Erst nach der Geburt des ersten Kindes durften wieder Haare wachsen.
Mittelalter und Renaissance
Im mittelalterlichen Europa war bei Frauen ein möglichst heller Teint bei sehr hoher Stirn angesagt, dazu wurde der Haaransatz und die Augenbrauen rasiert oder gezupft.
Außerdem sollten sie superdünn, fein und hell sein. Durch das Einreiben beispielweise mit Walnussöl versuchte man, das Wachstum der Augenbrauen zu verhindern und mit verschiedenen anderen Mittelchen, die Augenbrauen zu bleichen.
Diese Mode hielt sich bis zur Herrschaft Queen Elizabeth I., die sehr viel Wert auf ihr Äusseres legte und viel Bleiweiss auflegte, was ihrer Gesundheit nicht unbedingt zuträglich war. Eventuell lancierte sie deshalb den von ihr bekannten brauenlosen Look – weil ihr die Augenbrauenhärchen nämlich ausgefallen waren.
Barock und Rokoko
Im 17. und 18. Jahrhundert gab es ein Comeback der vollen Augenbrauen.
Der extreme blasse Teint, der mit Bleiweiss erreicht wurde, blieb weiterhin modern. Da durch die giftigen Zusatzstoffe der Grundierung der Haarwuchs im Gesicht in Mitleidenschaft gezogen war, griff man wie bereits in der Antike auf falsche Augenbrauen zurück.
Diese waren aber im Gegensatz zum alten Rom aus Mäusefell (!) und Gegenstand belustigender Verse zum Augenbrauen-Mäusefang:
On little things, as sages write, Depends our human joy or sorrow, If we don’t catch a mouse tonight, Alas! No eyebrows for tomorrow.Der Dichter Matthew Prior schrieb 1718:
Helen was just slip into bed Her eyebrows on the toilet lay Away the kitten with them fled As fees belonging to her prey.Brauen in der Neuzeit
Das 20. Jahrhundert brachte viele Änderungen mit sich, so auch kommerzielle Kosmetikprodukte.
T.L. Williams kreierte 1919 „Lash-Brow-Ine“, von seiner Schwester Mabel inspiriert, die mit Kohlestaub gemischte Vaseline auf Wimpern und Brauen auftrug. Seine kosmetische Produktlinie wird er deshalb später nach seiner Schwester Mabelline nennen.
Eine große Innovation war der Stummfilm, bei dem die Mimik der Schauspieler sehr wichtig war. Nicht ohne Grund wurden die Augenbrauen in der Stummfilmära so stark betont.
Sie waren extrem dünn gezupft und sehr lang in schwarz gezeichnet. Man trug Öl auf, um sie glänzen zu lassen. Die glamourösen Schauspielerinnen waren die Beauty Idole der Zeit und wurden vielfach nachgeahmt .
Die dramatischsten Augenbrauen der Neuzeit sind Bestandteil des Makeups der dreißiger Jahre.
Sie waren strichdünn und übertrieben hoch. Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich und Greta Garbo rasierten sich die Brauen komplett und zeichneten sie an einer höheren Stelle in einem starken Bogen nach.
Jean Harlows schon fast clownartige Augenbrauen, die man auf dem Titelbild sieht, wurden zu ihrem signature style.
Manche Schauspielerinnen rasierten sich für Filmrollen die Augenbrauen und hatten dann das Pech, dass sie nie wieder nachwuchsen:
Für ihre erste Filmrolle als blonde Sklavin in “Roman Scandals” (1933), war Lucille Ball aufgefordert worden, die Augenbrauen zu entfernen. Sie musste sie sich für den Rest ihres Lebens nachzeichnen.
Auch Lana Turner hatte ihre Augenbrauen für “The Adventures of Marco Polo” (1938) entfernt, damit sie in asiatischem Stil nachgezeichnet werden konnten.
Sie wuchsen nie wieder und Lana Turner klebte sich falsche Brauen auf. Ihre Tochter Cheryl Crane erzählte, sie hätte ihre Mutter nur zweimal überhaupt ohne ihre falschen Augenbrauen gesehen.
In den 40er Jahren waren dann wieder eher natürliche Augenbrauen angesagt, während die Fünfziger ein Jahrzehnt der sehr betonten und breiten Augenbrauen sind.
Man denke nur an die extremen Augenbrauen von Audrey Hepburn.
Richtiggehende Makeup Kunst sieht man links an den Augenbrauen von Sophia Loren. Sie bestehen komplett aus senkrecht gezeichneten Strichen, die den Anschein von Härchen geben.
Schon Ende der 60er Jahre hat der Makeup Artist Italo Fava, der bei den Filmen von Federico Fellini für Max Factor am Filmset arbeitete, das Geheimnis enthüllt: Sophia Loren hätte ihre Augenbrauen wegrasiert und würde sie kunstvoll nachzeichnen. Diese wüchsen ihr zu tief über den Augen und ihre natürliche Form würde ihr einen traurigen Gesichtsausdruck geben.
Die Siebziger sind dann erneut eine Zeit der extrem dünnen und strichfein nachgezeichneten Brauen. Hier zeigt sich die modische Verbeugung vor den 30er Jahren. In den 80ern ist der Augenbrauen-Look wieder breiter und natürlicher, während er in den 90er zurück ins dünne Extrem verfällt. Danach kommt, wen wundert es, wieder die natürliche Breite.
Im 21. Jahrhundert verändert sich allerdings noch schneller, was gerade angesagt ist. Es ist schwer, überhaupt noch einen bestimmten Look für eine so lange Zeitspanne wie 10 Jahre festzustellen. Individuelle Vorlieben bestimmen mittlerweile stark das Bild…
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