Die schlimmsten Beauty Fehler – Visagisten Tips
Ich habe im Laufe meiner Visagisten Karriere bei den diversen Schminkpromos hunderte ganz normale Frauen in absolut jedem Alter geschminkt, wobei mir immer wieder die gleichen Beauty Fehler aufgefallen sind, die ich mal teilen möchte, da hier anscheinend Bedarf besteht.
Denn die Frauen sind sich dieser Fehler tatsächlich nicht bewusst gewesen, hatten dann aber allesamt einen Aha-Effekt, wenn ich ihnen die Alternativen präsentiert habe.
Um das vorab etwas zu umschreiben, kann man sagen, dass die Beauty Fehler aus zwei großen Bereichen stammen:
Erstens schminken sich Frauen häufig versehentlich älter. Da nur Teenager wirklich älter aussehen wollen und alle anderen sich ein möglichst jugendliches Aussehen bewahren möchten, ist das ein wirklich gravierender Beauty Fehler. Es liegt oft daran, dass Frauen als Teenager lernen, wie man sich schminkt und diese Prinzipien im Laufe ihres Lebens nicht ändern, obwohl sich ihr Gesicht und insbesondere ihre Haut sehr verändert. Also sie ihr Schminkverhalten nicht ihrem tatsächlichen Alter bzw dem Alterungsprozess anpassen.
Der zweite große Bereich liegt nicht an mangelnder Technik, wie man vielleicht vermuten würde, sondern an falschem Verständnis, wie Make-up wirkt. Gerade junge Mädels kopieren oft modische Gegebenheiten, die ihnen einfach nicht stehen oder sie schminken sich nicht ihrem Gesicht, ihrer Hautbeschaffenheit und ihrer Hautfarbe entsprechend. Typgerechtes Schminken beihaltet immer das Verbergen der eigenen Makel und das Hervorstellen der Schokoladenseiten.
So jetzt habe ich neugierig genug gemacht, hier ist meine Top 5 der Beauty-Fehler:
Beauty Fehler 1: Das Unterschätzen der Augenbrauen
Augenbrauen sind schminktechnisch gesehen tatsächlich das Wichtigste im Gesicht.
Denn die Augenbrauen geben dem Gesicht seinen Ausdruck und nichts verändert so stark wie ihre Bearbeitung.
Deshalb wundere ich mich immer wieder über die ganzen verhunzten Augenbrauen, die man so sieht. Wildwuchs, in falsche Formen gezupft, zu dunkel nachgezogen, gar nicht nachgezogen und alle Variationen davon.
Wer seine Augenbrauen verstümmelt hat bzw wilde Büschel sein eigen nennt, dem kann Make-up kaum noch helfen. Schöne und gepflegte Augenbrauen sind wirklich wirklich unglaublich wichtig, selbst wenn man sich kaum schminkt.
Der Anfang einer schönen Braue liegt senkrecht über den Nasenwinkel, da kann man einfach ein Lineal hochlegen und schöne Brauen enden nach momentaner Mode jedenfalls in der verlängerten Diagonale von unterem Nasenwinkel und dem dazu gehörenden Außenwinkel des jeweiligen Auges.
Der höchste Punkt einer schönen Braue liegt etwas weiter außen als die Mitte des Auges. Die Form einer schönen Braue ist entweder halbmondförmig oder leicht eckig. Momentan ist es modisch, Augenbrauen nicht ganz dünn zu zupfen, sondern eine gewisse natürliche Breite wie in den Achtzigern zu erhalten.
Die natürliche Farbe von Augenbrauen ist etwas dunkler als die natürliche Haarfarbe. Wer seine Haare färbt, muss seine Augenbrauen der neuen Farbe anpassen, sonst sieht es unnatürlich aus, auch wenn nicht jeder seinen Finger auf die „Merkwürdigkeit“ legen kann.
Manchmal ist unnatürlich gewollt, wie bei Daniela Katzenberger, aber das ist ja auch kein Unterschätzen der Augebrauen, sondern die bewußte Nutzung ihrer Wichtigkeit als Markenzeichen.
Beauty Fehler 2: Falscher Umgang mit dem Concealer beim Abdecken
So ziemlich alle Menschen haben im Laufe ihrers Lebens eine oder mehrere Phasen, in der sie mit Pickeln oder sogar Akne zu kämpfen haben. Teenager sind davon natürlich besonders betroffen, aber wer darauf hofft, dass die Pickel im Erwachsenenalter komplett verschwinden, den muss ich enttäuschen, das ist nämlich nicht bei allen der Fall.
Ich sehe jedenfalls auf der Straße und auch sonst in meinem Leben immer wieder Frauen, die ihre Pickelchen nicht richtig abdecken, sondern sogar noch betonen, dass sie welche haben. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass man Concealer oder Abdeckcreme einfach so auf die ungeschminkte Haut auftragen könnte und damit dafür sorgen würde, dass der Pickel nicht mehr zu sehen ist.
Denn erstens gibt es keinen Concealer, der hundertprozentig den natürlichen Hautton trifft. Es gibt dafür einfach zu viele verschiedene Hautfarben und von den in Drogerien erhältlichen Kosmetikfirmen jeweils gerade mal eine Handvoll Abdeckstiftfarben. Und zweitens erzeugt ein Concealer ein Oberflächenbild, das die natürliche Haut nicht hat. Er ist nämlich hochpigmentiert und deckt alles gut ab, jede Art von Rötung, Muttermal, Äderchen , Schatten etc etc. Concealer auf ungeschminkter Haut ist wie ein Pfeil auf diese Stelle, das kann man nicht verblenden, das ist absolut unmöglich.
Wer im Gesicht an irgendeiner Stelle aus irgendeinem Grund Concealer oder Abdeckstift benutzt, muss eine Make-up Grundierung auftragen, um eine gleichmäßige und einheitlich farbige Oberfläche zu schaffen. Nur auf so einer Fläche kann man Concealer verbergen. Wirklich und absolut ernsthaft!!!
Diese Grundierung kann eine sehr deckende Foundation sein oder auch eine kaum deckende BB Creme. Der Deckungsgrad der Grundierung sollte davon abhängen, wie stark der Concealer eingesetzt wird.
Wer zum Beispiel nur Augenschatten leicht abdecken will oder ein vereinzeltes Pickelchen und ansonsten sehr schöne Haut hat, braucht natürlich kein stark deckendes Make-up. Je mehr verborgen werden soll, desto deckender muss auch die Grundierung sein. Über den richtigen Einsatz von Camouflage schreibe ich mal einen eigenen Artikel, das geht hier zu weit.
Beauty Fehler 3: Harte Linien statt weicher Linien
Harte Linien, die mit Stiften oder Pinseln welcher Art auch immer im Gesicht gezogen werden, betonen diese Stellen sehr stark. Das ist der Zweck dieser Linien. Harte Linien sind natürlich nicht hässlich, ganz im Gegenteil. Ein junges oder junggebliebenes Gesicht mit viel Fläche und Platz zum Schminken kann durch starke Linien wunderschön und ausdrucksstark werden, was man bei vielen Models im Vorher-Nachher-Effekt sehen kann.
Wie das Wort „hart“ aber schon vermittelt, kann das alt machen, Makel betonen und somit einen gravierenden Beauty Fehler darstellen. Weiche Linien betonen nicht so stark und können deshalb jünger machen. Je älter ein Gesicht aussieht (unabhängig vom biologischen Alter), desto wichtiger ist es, mit Make-up weichzuzeichnen.
Im Augenbereich bedeutet das, den Fokus auf Lidschatten zu legen und Kajalstifte nahezu aus dem Fundus zu verbannen. Eyeliner sollte man sehr dünn und nahezu unsichtbar ausschließlich auf dem Oberlid benutzen.
Alles, was das Auge größer erscheinen lässt, ist gut. Also im Innenlid niemals schwarzen Kaja benutzen, sondern weissen. Auf dem beweglichen Lid helle Lidschattentöne verwenden, in der Augenfalte dunklere Töne einschattieren und nach außen verblenden.
Im Mundbereich lippenfarbenen Lippenkonturenstift benutzen und glossige Lippenstifte auftragen. Auch hier gilt, was groß und fülliger macht ist gut, was kleiner macht, ist schlecht. Und dunkle Lippen mit scharfer Umrandung lassen Lippen schmaler wirken.
Bei den Augebrauen sollte man auf Linien á la Marlene Dietrich und Daniela Katzenberger verzichten. Weil es so hart und unnatürlich ist, ist es sehr auffällig und kann zu einem Markenzeichen werden. Aber das ist das Gegenteil von weichzeichnen. Augenbrauen betont man weich mit Augenbrauenpuder und eventuell Augebrauengel. Die alleinige Benutzung eines Stiftes führt zu harten Linien.
Beauty Fehler 4: Zu dunkle Grundierung
Zu dunkle Foundation optimiert die Haut nicht, sondern lässt einen älter wirken und sieht zudem schnell fleckig und unregelmäßig aus.
Die Verblendung mit dem Hals gelingt häufig auch nicht so gut,so dass man zusätzlich noch einen schönen Maskeneffekt herumträgt.
Zu dunkle Foundation ist ein häufig zu sehender Beauty Fehler, da viele sich damit ein bißchen „Farbe“ verschaffen wollen. Farbe und Sonne gibt man einem Gesicht aber niemals mit einer flächigen dunklen Grundierung, sondern mit einschattiertem Bronzing Puder, Rouge oder einer sehr partiellen Einschattierung mit dunkler Grundierung auf einer flächigen hellen Grundierung.
Wie man die richtige Foundation findet, habe ich im Artikel Grundierung mit Make-up beschrieben. Eine zu helle Grundierung ist eigentlich immer besser als eine zu dunkle, obwohl die genaue Hautfarbe oder ganz geringe Abweichungen natürlich am Allerbesten sind
Beauty Fehler 5: Zu viel Puder
Es ist eigentlich ganz lustig, dass sich viele junge Mädels bei Schminkpromos dafür entschuldigen, dass sie zu viel Puder im Gesicht hätten. Das habe ich schon ganz, ganz häufig gehört, obwohl ich überhaupt nichts dergleichen gesagt und auch in keinster Weise gedacht hätte.
Es ist, als würden sie sich dafür entschuldigen, dass man sehen könnte, dass sie sich schminken. Wohlgemerkt auf drei Zentimeter Entfernung. Junge Mädels benutzen fast nie zu viel Puder. Sie begehen zwar sehr häufig Beauty Fehler 1 und auch Beauty Fehler 2, aber die Nummer fünf ist ganz anderen Frauen vorbehalten, und zwar den älteren:
Wer Falten und sehr trockene Haut hat, sollte die Finger von Puder lassen. Puder betont Falten und lässt trockene Haut noch trockener aussehen. Das gilt auch für Puder Make-up, das setzt sich nämlich zusätzlich in Falten ab und sieht dann grauenvoll aus. Puder ist zum Mattieren da, wer also keine Stellen im Gesicht hat, die glänzen, braucht sowieso kein Puder, allenfalls einen Hauch losen Puder zur Fixierung der Grundierung.
Ende zwanzig haben schon eine ganze Menge Frauen Fältchen, in erster Linie um die Augen. In der Gegend sollte man Puder ausschließlich auf dem beweglichen Lid verwenden, um ein Abrutschen des Lidschattens in die Lidfalte zu verhindern.
Fältchen am äußeren Augenwinkel kann man mit Glanzcreme oder schimmernden Highlighter, die man diagonal oberhalb des Rouges aufträgt, etwas kaschieren.
Generell gilt, keine pudrige Konsistenzen auf Falten, sondern leicht schimmernde.
Make-up Grundierung für „reife Haut“ (übrigens ein sehr dummes Werbewort, weil Haut weder Obst, Wein oder Käse ist und nicht reift) enthält ganz häufig sogenannte lichtreflektierenden Pigmente, das sind ganz einfach schimmernde Partikel, die das Licht brechen und somit die Haut weichzeichnen.
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