40er Look und Styling der Dekade
Die 40er brachten Krieg in ganz Europa und weder Mode noch Styling war nun ein wesentlicher Faktor, denn düstere Zeiten waren angebrochen, trotzdem oder gerade dehalb entwickelte sich ein ganz eigener 40er Look, der sich stark von der vorhergehenden Dekade unterschied. Rohmaterialen für Kleidung und Kosmetika wurden allerdings knapp und viele, die in die Herstellungsprozesse involviert waren, mussten an die Fronten. So wurde man einfallsreich und trickste so gut man konnte. In den Frisiersalons wurden abgeschnittene Haare gesammelt, um sie in der Garnfabrikation zu verwenden.
Von den Frauen wurde überall erwartet, dass sie sich zurechtmachten, um für die Heimaturlaubern einen erfreulichen Anblick darzustellen, allerdings ohne provokativ oder frivol zu wirken. Fleißig und adrett in der Fabrik beim Kriegsdienst an der Heimatfront, aber gleichzeitig mifühlend und sinnlich im Privatleben. Dem Kriege und der Knappheit zum Trotz wurde sehr viel Wert auf das Äußere gelegt. Die beiden key terms eines 40er Looks heißen modisch und praktisch.
Make-up im 40er Look
In den USA wurde 1942 die Herstellung von Kosmetika eingefroren. Allerdings nur für zwei Monate, denn der Aufschrei des Entsetzens war so groß, dass Kosmetikartikel als kriegswichtig eingestuft wurden. Was Tabak für den Mann sei Kosmetik für die Frau und beides sollte die Menschen in den dunklen Zeiten bei Laune zu halten.
Make up in den 40ern war insbesondere Lippenstift – ein mattes rot auf den Lippen ist der 40er Look. Selbst auf dem Land sah man junge Frauen nicht ohne roten Lippenstift. Dabei wurde der Mund voll bzw. über die natürliche Lippenlinie mit betontem Amorbogen ausgemalt. Augenbrauen waren feingeschwungen und die Form wurde behutsam nachgestrichelt. Extremes war out wie z.B das Rasieren der Brauen, was noch in den 30ern angesagt war.
Dadurch, dass Max Factor 1938 mit dem Pan-Cake die erste richtige Grundierung für die normale Frau auf den Markt gebracht hatte, konnten Amerikanerinnen ihren Teint gleichzeitig mattieren und Unreinheiten abdecken. Dieser Luxus war vorher nur Hollywood-Schauspielerinnen vobehalten gewesen. In Europa musste man darauf bis Kriegsende warten und verfügte weiterhin nur über Puder.
Die Qualität der Kosmetika war während des Krieges sowieso schlecht, wenn es denn überhaupt welche zu kaufen gab, es fehlte vor allem an Grundstoffen, um die Produkte geschmeidig zu machen. Weder Auftragen noch Ergebnis war deshalb ein Freude. Mangel herrschte auch an Verpackungsmaterial, z. B. an Metallhülsen für Lippenstifte. In England nahmen die Frauen zum Beispiel Stiefelpoliercreme als Wimperntusche, dunkle Schuhcreme als Augenbrauenfarbe, und Rosenblätter und in Rotwein eingelegte Bänder gaben die Farbe für das Rouge.
In Amerika brachte Elizabeth Arden „The Busy Woman’s Beauty Box“ auf den Markt, die vom Schminkspiegel über Reinigungscreme bis zu Puder, Lidschatten und Lippenstift alles enthielt, was eine berufstätige Frau brauchte, um jederzeit perfekt auszusehen. Die Umsätze in der Kosmetikindustrie stiegen trotz des Krieges, denn viele Frauen hatten zum ersten Mal eigenes Geld zum Ausgeben.
Frisuren im 40er Look
Da die Frauen in den 40ern die Ärmel hochrollten und die Lücken, die die Männer überall ließen, ausfüllen mussten, wurden auch die Frisuren praktischer. Lange Haare wurden zumeist hochgesteckt getragen und so sicher verstaut. Nur wenige konnten sich noch Friseurbesuche leisten, deshalb musst man selbst Hand anlegen. Wer dazu keine Zeit fand, band sich ein Kopftuch turbanartig um den Kopf. Auch Hüte wurden viel getragen, denn sie waren als einziger Teil der Mode nicht rationiert.
Offen trug man die langen Haare nur, wenn man beim Film war. Berühmt wurden in Amerika die Hollywoodwellen von Veronica Lake mit ihrer vollem überschulterlangen blonden Haar. Diese Frisur mit Namen Peek-a-boo verlieh jeder Frauen Glamour, auch wenn sie kein Geld für Schmuck und Pelze hatte. Der Versuch vieler amerikanischer Frauen, diese Frisur zu imitieren, führte zu Unfällen in den Fabriken, weil Frauen mit ihren Haaren in die Maschinen gerieten. Schließlich forderte das amerikanische Kriegsministerium Veronica Lake auf, sich im Interesse des Vaterlandes ihr Haar anders zu frisieren. In einem kurzen Film zeigte sie daraufhin wie man sein Haar selbst hochgestecken und glamourös stylen konnte: Die Victory Rolls waren geboren. Sie sind die Frisur schlechthin, wenn man einen 40er Look stylen will.
40er Mode
Frauen wurden dazu angehalten, nicht neu zu kaufen, sondern altes wieder aufzuarbeiten. Viele Modelle aus den 30ern wurden vereinfacht, um den Bedarf zu decken. Da es während des Krieges gezwungenermaßen nicht besonders schwierig war, seine schlanke Linie zu bewahren, war schnell nicht mehr der knabenhafte Typ angesagt, sondern ausgeprägte weibliche Formen.
Es war auch die Dekade, in der Hosen für Frauen allgemein akzeptabel wurden. 1941 zierten sie sogar die Beine des Models der US Vogue. Ursprünglich waren sie von den Frauen in den Fabriken getragen worden, aber sie wurden als so praktisch empfunden, dass immer mehr die hoch taillierten und weiten „slacks“ trugen. Auch die Jeans trat ihren Siegeszug durch die Modegeschichte an.
Typisch Vierziger sind betonte breite Schultern mit Schulterpolstern, die also in keinster Weise eine Erfindung der 80er sind und dazu schmale Hüften. Die Kostüme wurden kastig und muteten teilweise militärisch an, was auch daran lag, das sie häufig aus alten Wintermänteln geschneidert wurden, wobei Rock und Jacken kürzer wurden.
In Deutschland war der chic allerding komplett gestorben. 1941 waren alle Modehäuser in der Berliner Modellgesellschaft zusammengefasst worden und durften nur noch für den Export produzieren. Die deutsche Frau sollte möglichst 15 Kinder bekommen und bescheiden und bieder sein. Make-up war verboten und verpönt genau so wie Pelz, Spitze und Schmuck. Der 40er Look ist ein amerikanischer, Hollywood hat das Bild geprägt, das wir von dieser Dekade haben.
Wichtig war während des Krieges auch Farbe für die Beine. Strümpfe gab es bald keine mehr zu kaufen, aber ein komplett nacktes Bein galt zu den knielangen Röcken als unfein und unschön. Und so musste man tricksen.
Die einfachste Lösungen war das Aufmalen der typischen Strumpfnaht, die wir heute mit einem 40er Look verbinden, mit einem Augenbrauenstift. Das konnte man alleine allerdings kaum bewerkstelligen und eine komplett gerade Linie zu ziehen, war auch nicht jedermanns Sache. Deshalb gab es bald ein kleines Gerät, mit der man die Stifte gleichmäßig über die Beine ziehen konnte.
Eine etwas kompliziertere Möglichkeit war ein Bein- Make-up. Dazu wurde Chicoree-Saft benutzt, wenn man kein Geld hatte oder spezielle Färbungsmittel gekauft. Beim Auftragen dieses Färbeproduktes musste man nicht nur sehr schnell arbeiten, damit sich die Farbe gleichmäßig verteilte, sondern auch lange warten, bis die Farbe trocken war, sonst riskierte man Flecken in der Kleidung, die man nicht leicht wieder rausbekam. Bei Regen wurde das
Bein-Make-up streifig und fleckig, wenn es nicht gleich ganz davonlief. Elizaberh Arden entwickelte deshalb die Tönungslotion „Pin 200«“, die wasserfest war und Kosmetiksalons spezialisierten sich darauf, Frauen morgens damit ein perfektes Bein-Make-up aufzutragen.
Manche trugen wegen dieses ganzen Aufwandes auch einfach in ihren hohen Ausgehpumps nur noch Söckchen. Nach dem Krieg waren Nylonstrümpfe jedenfalls das begehrteste Geschenk, was die amerikanischen GIs nach Europa brachten.
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