Die 30er Jahre – Silver Screen Glamour
Die dreißiger Jahre sind mein absolutes Styling Lieblingsjahrzehnt ♥
In keinem Jahrzehnt waren die Frauen so ladylike und gleichzeitig sexy. Aufwendige glamouröse Frisuren und wunderschönes Makeup zu figurbetonter und extrem weiblicher Mode – die Rückkehr der Eleganz.
Die 30er Jahre waren allerdings eine schwere Zeit. Die Weltwirtschaftskrise, die nachfolgende Massenarbeitslosigkeit und die schlimme Serie von Sandstürmen in den USA, genannt dust bowl, die Hungersnöte hervorruft, sorgen für den nicht gerade schönen Namen der Dreißigerjahre: Dirty Thirties.
Europa erlebt den Aufstieg des Faschismus: 1933 übernehmen die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht und in Spanien wütet ab 1936 für drei Jahre Bürgerkrieg – es folgt die Diktatur wie in Deutschland und Italien.
Viele Menschen füchten sich deshalb in die Märchenwelten des silver screen, der Kinoleinwand, wie sie ihnen von Fred Astaire und Ginger Rogers vorgespielt werden. Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich, Greta Garbo, Joan Crawford, Carole Lombard und Jean Harlow sind die Ikonen der 30er Jahre, deren Look von den Frauen auf der ganzen Welt nachgeahmt wird.
30er Jahre Makeup
Schwerpunkt im Gesicht der 30er Jahre sind die Augen. Lidschatten in Puderform gibt es nun in allen Schattierungen. Mit einem dunklen Ton wird die Wölbung des Lids akzentuiert, das einen melancholischen oder mysteriösen Ausdruck à la Greta Garbo haben sollte.
Die Wimpern werden mit der neuen, flüssigen Mascara betont. Es gibt Wimperntusche sogar in blau und grün, am häufigsten wird aber wie heutzutage braun oder schwarz getuscht.
Die Aufmerksamkeit richtet sich dadurch auf die extrem dünnen Augenbrauen, die stark gezupft oder ganz entfernt und dann sehr dünn neu gezeichnet werden.
Für die Wirkung einer echten femme fatale imitierte man den Look von Marlene Dietrich, die falsche Wimpern anbrachte, die Augen nur halb öffnete und den Kopf in den Nacken warf.
Die Lippen wurden deutlich heller geschminkt als bei einem 20er Makeup und sehr voll gemalt.
Farbtöne wie Kirsche, Erdbeere, Scharlach, Orange und Rosé übernehmen die Führung von den dunklen bläulichroten und violetten Nuancen der 20er Jahre.
Unter die Wangen kam oft bräunliches Rouge, in Dreiecksform von der Mitte der Wange bis zur Schläfe aufgetragen, um die Wangen hohler erscheinen zu lassen und dem Gesicht einen dramatischen Look zu geben. Aber auch rosé für einen frischen Teint wird benutzt.
Interessanterweise wird in den Dreißigern das Rouge auch oft direkt unter den Augen beginnend aufgetragen, das sieht man im Bild rechts.
Doch die Makeup Innovation schlechthin war die erste Grundierung (fond de teint) – der Pancake von Max Factor. Das Kompakt-Make-up war ursprünglich von dem Hollywood-Visagisten für Schauspielerinnen entwickelt worden, kam aber 1938 für normalsterbliche Frauen auf den Markt und war ein Riesenerfolg.
Zum ersten Mal in der Geschichte konnte man den Teint einfach und relativ natürlich abdecken und vereinheitlichen. Die deutschen Frauen mussten sich allerdings bis nach dem zweiten Weltkrieg gedulden.
30er Jahre Frisuren
Die Frauen lehnten zunehmend die männlichen Frisuren wie den Bubikopf ab und trugen das Haar wieder länger und weiblich gestylt.
Beliebt waren insbesondere Wellenfrisuren á la Marlene Dietrich in halblangem Haar. Die Wasserwelle bzw. Fingerwelle (finger waves) erlebt jetzt Hochkonjunktur.
Aber auch die Dauerwelle tritt ihren Siegeszug an. Kurzhaarfrisuren gibt es fast nur noch in Kombination mit einer Dauerwelle.
Ab 1935 enstehen die aufwendig mittels Pincurls (Papilloten) vorbereiteten und dann gelegten Frisuren, die antike Vorbilder hat und die Frisuren der Vierziger Jahre bestimmen werden. Teile der Frisuren sind Rollen, Wellen und Locken die zu komplizierten Frisuren gesteckt werden.
Auch der Ende der Dreißigiger aufkommende Page-Boy ist eine klassisch inspirierte Frisur und erinnert an eine ägyptische Perücke.
Der Pagenkopf der 30er Jahre hat allerdings am Ansatz oft eine gelegte Welle und an den Seiten einige Pincurls, die in weniger streng aussehen lassen.
Beliebteste Haarfarbe der 30er Jahre war blond, am besten Platinblond, das das Scheinwerferlicht ideal reflektierte und wunderbar mit den hellen Abendroben aus Seide harmonierte.
30er Jahre Mode
Die Androgynität der Zwanziger ist zwar passé, aber dem Ideal der 30er Jahre entspricht ein schlanker Körper. Dazu gehören breite Schultern und eine deutlich erkennbare Taille bei schmalen Hüften.
Büstenhalter sind nun nicht mehr dazu da, die Brust flachzupressen, sondern zu heben und zu modellieren.
In Sachen Mode gibt es bei den Damen eine bisher unbekannte Entscheidungsfreiheit. Ein schmal geschnittenes Kleid mit Taillengürtel ist genauso tragbar wie ein Kostüm, das zur Alltagsmode wird. In den Dreißigern ist letzteres die Kombination aus einem bis zur Wade reichendem, glockenförmigen Rock und einer taillierten Jacke aus dem gleichen Stoff.
Bei den Alltagskleidern zeichnen enganliegende Ärmel den schlanken Oberarm nach. Die Schulterpartie wird mit aufwendigem Kragen oder Schleife und mit Puffärmeln betont.
Die 30er Jahre sind Pelzzeit. Pelzmäntel oder zumindest Pelzbesätze sind im Winter ein Muss. Zur Abendgarderobe gehört eine Pelzstola und tagsüber schmückt man sich mit einem Fuchs um die Schultern.
Die Topfhüte der 20er Jahre werden von kleinen verzierten Hüten abgelöst. Die Dreißiger haben eine unglaublich aufwendige Hutmode mit sehr verspielten und teilweise recht verrückten Modellen.
Ferien am Meer und Sonnenbaden wird immer populärer. Man trägt Blusen und Pullover im Matrosenstil und dazu Shorts.
In der Abendmode gibt es hauptsächlich zwei Stilrichtungen:
Einmal die von der Designerin Madeleine Vionnet eingeführten bodenlangen Kleidern aus fließenden Materialien im Schrägschnitt (englisch: bias cut). Der Schrägschnitt war eine geniale Erfindung, da er dem Material Elastizität gab, lange bevor Lycra erfunden wurde.
Die meist aus Seidensatin gefertigten Abendroben hatten keine Verschlüsse, sondern wurden über den Kopf gezogen. Busen, Taille und Hüfte kommen richtig zur Geltung (genau wie jedes Pölsterchen), zum Saum hin schwingen die Kleider in natürlichen Falten auf. Insbesondere weiße Abendkleider bringen die moderne Sommerbräune vorteilhaft zur Geltung und sind in Hollywood als das „Große Weiße“ sehr beliebt.
Zum anderen gab es Kleider, die von der belle époque (ca 1870 – 1914) mit ihren engen Miedern, Schleifen und weiten Röcken inspiriert waren.
Der Busenansatz bleibt jedoch weitestgehend verdeckt – man schreibt es der prüden US Filmzensur zu, die dadurch Masstäbe setzte. Dafür gab es für die Rückenausschnitte keine Grenzen.
Das kennt man schon aus den tanzversessenen 20er Jahren, denn bei Charleston & Co sah man von den Abendkleidern nur den Rücken, weswegen dieser auch deutlich betont wurde.
Swingära & Tanzpaläste
Auch in den 30ern war Hauptvergnügen das Tanzen, insbesondere Swing, aber auch Tango und Foxtrott bleiben beliebt.
Getanzt wurde zu den Klängen der Big Bands in Tanzpalästen und Ballsälen wie dem berühmten Savoy Ballroom in New York, wo der Lindy Hop entstand, ein Stilrichtung des Swing.
Aber auch Berlin war berühmt für seine Tanzpaläste und Vergnügungsstätten. Im „Haus Vaterland“ spielten zwölf Kapellen abwechselnd auf mehreren Bühnen und es tanzten mehr als 20 Revue-Girls.
Und unter der strahlenden Kuppel des Berliner „Alkazar“ flogen im 80-km-Tempo die Pigettys in ihrer „Luftrevue“ durch den Ballsaal.
Die „Femina“ war damals schon ein Haus der Superlative mit über 2.000 Sitzplätzen, einem riesigen Ballsaal, Rohrpost, die von livrierten Hostessen ausgetragen wurden, Tischtelefonen, 2 großen Herrenbars und drei festangestellen Orchestern.
Ende der Zwanziger waren schon Vergnügungsstätten wie das „Moka Efti“ in der Friedrichstraße oder das „Resi“ in der Hasenheide entstanden, die auch in den Dreißigern die Tanzenden in Heerscharen anzogen.
Das Resi verfügte über 200 Tischtelefone mit einer Rohrpost und mit seiner grandiosen Wasserorgel war es damals ein Aushängeschild der Berliner Tanzkultur.
Das Moka Efti verpflichtete in den 30er Jahren das bis dahin völlig unbekannte Orchester James Kok, das den Swing spielte, der gerade in den USA und dann in Berlin für Furore sorgte.
Die Orchesterszene war damals international, Berlin war zwischen 1930 und 1940 eine Metropole von internationalem Rang – 1936 waren in Berlin die Olympischen Sommerspiele.
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