Der Verlobungsring – Eine überraschende Geschichte von Besitz, Verbot & Marketing

Feb 25, 18 Der Verlobungsring – Eine überraschende Geschichte von Besitz, Verbot & Marketing

Auch wenn Verlobungen gar nicht mehr wichtig sind, ist der Verlobungsring nicht aus der Mode gekommen.

Bei der Frage aller Fragen wird fast immer ein Ring überreicht, meist vom Bräutigam an die Braut. Aber es soll wohl immer mehr Männer geben, die auch gerne einen Verlobungsring haben wollen.

Aber warum eigentlich Ringe? Und nicht ein Bärenfell?

Tatsächlich ist es eine Tradition, die auf die alten Ägypter zurückgeht. In Ägypten stand war der Kreis das Symbol der Ewigkeit. Die Paare tauschten während der Ehezeremonie Ringe aus geflochtenem Schilf aus. Diese wurden am linken Ringfinger getragen, da von dort eine Blutgefäß direkt zum Herzen verläuft. Deshalb erhielt die Vene den Namen vena amoris und deshalb werden Verlobungsringe sowie vielerorts Eheringe am linken Ringfinger getragen.

Allerdings haben die Römer die Tradition begonnen, zur Verlobung einen Ring mit bleibendem Wert zu verschenken. In der Symbolik ging es dabei aber mehr um Besitzdenken als um Liebe.

Der Bräutigam überreichte der Braut zuerst einen goldenen Ring, den sie während der Verlobungszeremonie und bei besonderen Anlässen tragen sollte.

Bei der Trauung wurde dann ein eiserner Ring überreicht, den sie zu Hause tragen konnte.

Die Annahme des eisernen Ring zeigte ihre verbindliche rechtliche Zustimmung dazu an, dass sie künftig zu dem Besitz ihres Mannes gehört. Tja. Diesen unromantischen Teil lassen die Juweliere auf ihren Websites meVerlobungsring Hochzeit Mittelalteristens aus….

Auch im Mittelalter benutzte man eiserne Ringe, diese schickte der Bräutigam der Braut, nachdem er ihre Mitgift erhalten hatte. Also als Empfangsbestätigung. Auch enorm romantisch.

Ebenfalls im Mittelalter entstand die Mode der Poesie Ringe, auch „Posy Rings“ genannt.

Das sind Bänderringe mit eingravierten Sprüchen, die auch oft als Eheringe getragen wurden.

Verlobungsring

Posy Ring Tudor Zeit

Der Ring links stammt aus England und wurde im 16. Jahrhundert gefertigt.

Er trägt innen und außen den Spruch: „Hope is mi holde till hap shall helpe“. Das könnte vielleicht so etwas bedeuten: „Solange werde ich Hoffnung haben (Hoffnung ist mir hold), so lange ich (Gottes) Hilfe habe.“

Beliebt ist bis heute der französische Spruch „Amour toujours“.

Frauen war es übrigens verboten, einen Ring lediglich als Zierde oder zum Spaß anzustecken.

Ringe galten als sichtbares Zeichen, dass eine Frau verheiratet oder einem Mann versprochen war. Und da haben wir wieder das unromantische Besitzdenken…

Der Diamant Verlobungsring

Offiziell das erste Mal wurde ein Diamant-Verlobungsring im Jahr 1477 verwendet.

Verlobungsring

Verlobungsring der Maria von Burgund

Erzherzog Maximilian von Österreich schickte ihn Maria von Burgund zur Verlobung.

Der schmuckvolle Ring ist mit dünnen, flachen Diamanten in Form eines „M.“ besetzt.

Mit Verlobung und Ehe hat man Diamanten damals aber eigentlich nicht verbunden. Denn sie waren extrem selten.

Dass Maria von Burgund einen solchen Schatz geschenkt bekam, hatte eher etwas damit zu tun, dass Burgund damals eines der reichsten Länder Europas war. Und Maximilian von Österreich war der Sohn von Kaiser Friedrich III., der wiederum Burgund dem Habsburgerreich einverleiben wollte.

Der Seltenheitswert von Diamanten änderte sich aber, als große Vorkommen in Südafrika entdeckt wurden.

Wie DeBeers den Diamant- Verlobungsring erfand

Im Jahr 1880 gründete Cecil Rhodes mit anderen Investoren die DeBeers Mining Company und konrollierten innerhalb eines Jahrzehnts 90 Prozent der weltweiten Diamantenproduktion. DeBeers wollte natürlich die Fiktion weiter aufrechterhalten, dass Diamanten selten und sehr kostbar seien, was eigentlich nicht mehr der Fall war. Aber durch ihr Kartell konnten sie den Preis für Diamanten künstlich in die Höhe treiben. Das ist übrigens immer noch so….

Weiterhin wandelte DeBeers Diamant-Verlobungsringe in nichts weiter als eine Werbekampagne. Nach dem Ende der Weltwirtschaftskrise engagierte DeBeers die Werbeagentur N.W. Ayer & Son.

VerlobungsringDiese machten sich daran, junge Frauen davon zu überzeugen, dass zu einer Verlobung immer Diamanten gehörten.

Und dass Diamanten, und nur Diamanten, gleichbedeutend mit Romantik seien.

Und junge Männer wurden davon überzeugt, dass das Maß der Liebe eines Mannes und sogar sein persönlicher und beruflicher Erfolg direkt proportional zur Größe und Qualität des Diamanten seien, den er seiner Verlobten kaufte.

So lancierte DeBeers auch die „Regel“, das Männer zwei bis drei Monatsgehälter für einen Verlobungsring ausgeben sollten.

Die Werbeagentur Ayer transportierte diese Botschaften über die Populärkultur. Sie vermarkteten eine Idee, kein Produkt oder eine Marke:

Schon 1946 waren Filmidolen Diamanten als Symbole für unzerstörbare Liebe geschenkt worden. Die Agentur organisierte dann einen wöchentlichen Dienst mit dem Titel „Hollywood Personalities“, der 125 führende Zeitschriften und Zeitungen mit Beschreibungen, Geschichten und Fotos zu den Diamanten dieser Filmstars versorgte.

In ihrem Strategieplan von 1947 skizzierte die Werbeagentur ein subtiles Programm, das vorsah, dass Dozenten landesweit höhere Schulen besuchen sollten, um zur Ehe zu beraten und zu informieren. „Alle diese Vorträge drehen sich im Endeffekt um den Diamant-Verlobungsring und erreichen Tausende von Mädchen in ihren Klassen und Versammlungen in unseren führenden Bildungseinrichtungen“, erklärte die Agentur in einem Memorandum an De Beers.

Verlobungsring

DeBeers Anzeige 1947

1947 gab die Agentur eine Reihe von Porträts von „sozial engagierten Prominenten“ in Auftrag. Die Idee war, repräsentative Vorbilder für ärmere Mittelschichtler zu schaffen.

Modedesigner und Influenzer sprachen in Radioprogrammen über den „Trend zu Diamanten“. Ebenfalls 1947 verfasste der französische Werbetexter Francis Gerety für DeBeers den berühmten Slogan A diamond is forever.

Die Werbeagentur erklärte in ihrem Strategiepapier von 1948:

„Wir verbreiten das Wort der Diamanten, die von den Stars der Leinwand und der Bühne getragen werden, von Ehefrauen und Töchtern politischer Führer, von jeder Frau, die die Frau des Krämers und die Geliebte des Mechanikers dazu bringen kann, zu sagen: Ich wünschte, ich hätte, was sie hat.“

Zwischen 1939 und 1979 stieg der Diamantenabsatz von De Beers in den Vereinigten Staaten von 23 Millionen auf 2,1 Milliarden Dollar. In diesen vier Jahrzehnten stieg das Anzeigenbudget des Unternehmens von 200.000 auf 10 Millionen Dollar pro Jahr.

De Beers und sein Marketing erwiesen sich als recht kreativ, um die öffentliche Wahrnehmung zu formen. So förderten sie eine Kampagne, dass das Geschenk eines zweiten Diamanten nach ein paar Jahren Ehe sinnvoll sei, um die Ehe zu bekräftigen. Als DeBeers kleine sowjetische Diamanten auf den Markt brachte, wurde dann plötzlich behauptet, dass die Größe der Diamanten im Gegensatz zu ihrer Qualität oder der Geste, einen Diamanten zu verschenken, dann doch gar nicht so wichtig sei.

Auch jetzt noch erhalten mehr als 80 Prozent der amerikanischen Bräute Diamant-Verlobungsringe und sie kosten im Durchschnitt 4.000 Dollar.

Aber man muss zugeben, dass es trotzdem besser ist als der vorzeitige Brauch, Schnüre aus geflochtenem Gras um die Handgelenke, Knöchel und Taille der Braut zu winden, um ihren Geist unter Kontrolle zu bringen…

Europäische Traditionen

In Deutschland legt man glücklicherweise doch etwas mehr Wert auf Individualität und persönlichen Geschmack. Und die meisten Deutschen halten einen Verlobungsring für drei Monatsgehälter wohl für eine ziemlich absurde Verschwendung.

Früher hat man in Deutschland gerne Perlen in Verlobungsringen benutzt. Ebenso wie der Mond ist die Perle auch eines der stärksten Symbole der Weiblichkeit. In der arabischen Mythologie sind Perlen mit Mondlicht gefüllte Tautropfen, die ins Meer gefallen sind, während sie bei den Persern als Tränen der Götter gelten.

VerlobungsringIn England gibt es eine lange Tradition, Saphir-Ringe zur Verlobung zu verschenken.

Der Cylon Saphir von Lady Di ist wohl einer der berühmtesten Verlobungsringe der Welt.

Saphire stehen für Unsterblichkeit und Weisheit. Blau ist außerdem die Lieblingsfarbe der meisten Menschen und deshalb ideal für einen Verlobungsring.

Die Ägypter glaubten, der Saphir beherrsche die Laufbahn der Sterne und nannten ihn daher den „Stein der Sterne“.

Beim Verlobungsring sollte man vielleicht etwas mehr über den Tellerrand schauen…

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