Barock + Rokoko Makeup Tutorial – Mozart & Marie Antoinette
Im 17. und 18. Jahrhundert gab es eigentlich nur zwei wirklich wichtige Kosmetika sowohl für Frauen als auch für Männer und das waren blanc und rouge; diese beiden bestimmen ein Barock und Rokoko Makeup.
Blanc, also weiß, für den Teint, der farblich so hell wie möglich aussehen sollte. Rouge, also rot, das kreisförmig oder dreiecksförmig die Wangen betonte und die Lippen.
Die weisse Grundierung wurde auf das ganze Gesicht und die Schultern bis zum Dekollete aufgebracht.
Das weisse Puder Makeup wurde sehr häufig auf Basis des hochgiftigen Bleiweiß hergestellt, weil dieses für besonder gute Deckkraft und gleichmäßig natürliches Finish sorgte, obwohl man von der toxischen Wirkung wusste.
Die berühmte englische Kurtisane Kitty Fisher soll im Alter von nur 23 Jahren an Bleivergiftung gestorben sein.
Es standen damals als weiße Pigmente praktisch nur Metallverbindungen als Grundlage zur Verfügung, die allesamt nicht sehr gesund sind. Man mischte diese Pigmente mit etwas Öl oder Pomade, um sie als Paste auftragen zu können.
Rotes Makeup wurde häufig aus Zinnober hergestellt, wobei Zinnoberrot Quecksilber enthält, also ebenfalls recht giftig ist. Gesünder waren pflanzliche Inhaltsstoffe wie Safran, Wurzelharz, Sandelholz oder Rotholz. Einer der teuersten roten Farbstoffe war Karminrot aus den südamerikanischen Cochenille Insekten
Die Farbstoffe wurden ursprünglich mit Essig oder Zitrone kombiniert, zu Pulver verarbeitet und mit Blumenessenzen beduftet. Sie konnten dann mit einer Pomade kombiniert und eingerieben oder alternativ mit Rosenwasser oder Öl gemischt und mit einem Pinsel angewendet werden.
Die Damen am französischen Hofe trugen rouge auf den Wangen von der Schläfe auf Augenhöhe bis fast hinunter an den Mund.
Die Lippen wurden mit eingefärbtem destilliertem Alkohol oder Essig gerötet. In der Mitte des 18. Jahrhunderts konnte man aber bereits rote Pomaden für die Lippen kaufen.
Neben klaren Rottönen gab es rosige und leicht ins orange gehende Schattierungen, auch dunkleres Rot wie Burgunder wurde getragen.
Betonte Augenbrauen waren ebenfalls wichtig. Sie sollten halbmondförmig gezupft sein und mit Khol, Holunderbeerensaft, verbranntem Kork oder Russ von Öllampen geschwärzt werden. Teilweise wurden sogar falsche Augenbrauen aus Mäusefell getragen. Bleihaltiges Makeup kann nämlich dafür sorgen, dass einem Gesichtshaar ausfällt.
Die Augen wurden nicht besonders geschminkt, insbesondere die Wimpern nicht. Keine Wimperntuschen oder gar falsche Wimpern!!
Mouches, Schönheitspflästerchen aus schwarzer Seide, Satin oder Taft vervollständigten den Look. Sie waren am Beliebtesten im Barock, blieben aber auch im Rokoko populär. Neben dem klassischen Punkt waren verschiedene Designs möglich wie Vogel, Baum, Stern etc., die auch aufeinander abgestimmt werden konnten.
In den 1760ern wurden Kosmetika so populär, dass coiffeuses (Frisierkommoden) beworben wurden und Ankleidezimmer für das beste Licht nach Norden ausgerichtet gebaut wurden. 1781 verbrauchten französische Frauen 2 Millionen Tiegel mit Rouge pro Jahr!
Rokoko Makeup Tutorial 1
Als erstes grundieren wir das gesamte Gesicht inklusive Mund und Augen und evtl das Dekollete und die Schultern mit einem extrem hellen Makeup.
Ich empfehle Makeup aus dem Visagisten und Theaterbedarf oder Camouflage. Denn selbst das hellste normale Makeup aus der Drogerie hat nicht genug Weißanteil.
Mein Teint ist eine Mischung aus Dermablend Fluid Corrective Foundation 16 HR von Vichy in Opal (hellster Ton), weißem Kryolan Aquacolor und abschließend weißem Puder von Kryolan. Ich wollte nämlich kein Gesicht wie ein Clown oder eine Geisha, sondern eine milchig durchscheinende Grundierung.
Im Rokoko sollte das schon so aussehen als wäre man wirklich sehr blass. Schönheitsideal war ein Porzellanteint, nicht angemalt wie ein Clown (abgesehen von einigen wenigen Eskapaden am französischen Hof in Versailles).
In diesem Stadion sieht man dann aus wie direkt nach einer ganz üblen Grippe.
Rokoko Makeup Tutorial 2
Nun kommen die Augenbrauen.
Diese mit einem Augenbrauenstift in braun nachziehen.
Die Form ist ein leicht geschwungener Bogen. Die Brauen sollen schmal sein, aber nicht dünn.
Rokoko Makeup Tutorial 3
Das Rouge ist wie schon erwähnt wirklich essentiell für den Look. Die Farbe ist richtiges rot oder dunkles rosa.
Es wird wirklich reichlich aufgetragen. Wenn man meint, es ist genug, gleich noch zwei Mal rübergehen.
Im Gegensatz zum heutigen Makeup werden nicht nur die Wangenknochen betont, sondern es geht deutlich unter die Wangenknochen.
Am Häufigsten sieht man auf Gemäden der Zeit eine dreieckige Form, die zu den Nasenflügeln hin ihre Spitze hat.
Rokoko Makeup Tutorial 4
Die Lippen rot anmalen.
Am Häufigsten war klassisches Rot und dunkles Rosa wie beim Wangenrouge.
Im Rokoko galt ein Puppenmündchen als schön wie in den 20er Jahren. Also die die Lippen in der Mitte voll ausmalen bzw übermalen, dafür die Mundwinkel nicht überschminken, sondern weiß lassen.
Rokoko Makeup Tutorial 5
Ich habe die Augeninnenseiten mit einem hellblauen Aufhellerstift für die Augen betont.
Auf Gemälden sind diese meist weiß und man sieht überhaupt keine Wimpern. So erzeugt man den Effekt.
Dann habe ich die die Augen mit hellgrauem Lidschatten rauchig umrandet. Das ist nicht authentisch, aber so werden die weißen Augenlider innen stärker betont.
Man kann für die Umrandung auch gut weißen Lidschatten nehmen. Aber ganz weich mit einem Pinsel auftragen, keine harten Kanten!
Und keine Wimperntusche. Mit den Wimpern einfach nichts machen, die sind im Rokoko völlig unwichtig.
Rokoko Makeup Tutorial 7
Als letztes die schwarzen Mouches aufkleben oder aufmalen.
Beim Aufmalen am Besten flüssigen Eyeliner benutzen oder einen schwarzen Eyeliner-Filzstift, wie ich.
Khol oder Kajal ist nicht schwarz genug auf der Haut und verschmiert zu leicht.
Die Schönheitsflecken kann man auch weglassen, wenn man eine Rokoko Dame darstellt, man sieht sie auf Gemälden im Rokoko immer seltener. Auf Bällen waren sie aber schon noch beliebt.
Und ich muss eindeutig sagen, dass ich Marie Antoinette doch deutlich ähnlicher sehe als Kirsten Dunst:
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