Barock – Frisuren, Mode, Schönheit bei Ludwig XIV
Das Barock (ca. 1600-1720) ist die Zeit des Absolutismus und des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).
In Frankreich herrschen Ludwig der XIII und der berühmte Ludwig der XIV, der als „Sonnenkönig“ 54 Jahre lang regierte und die Zeit prägte. Die Mode in Europa wurde von Versailles aus diktiert.
Bekannt ist das Barock für überladenen Prunk und seine repräsentative Schlösser und Kirchen mit enormer Wuchtigkeit.
Frisuren – Kleine Kunstwerke des Barock
Frisur à la Garcette
Im Frühbarock galt eine flache Frisurenform mit Lockenfransen auf der Stirn als schön. Danach wurde der Frisurtyp als Stirnfransenfrisur bezeichnet oder auf französisch: Frisur à la Garcette.
Das Haar war oben quer oder rund gescheitelt und hinten zu einem Knoten geflochten oder gesteckt, der oft mit Perlenschnüren verziert wurde.
Die Seitenpartien waren offen und zu Korkenzieherlocken geformt. Oben auf dem Kopf wurde teilweise mit einem flachen Gesteck, Hut oder einem schönen Kamm verziert.
Hurluberlu
Im Jahr 1675 erschien ein ganz neuer Frisurenstil in Versailles. Die Fashionistas der Zeit hatten entschieden, dass das Haar zukünftig richtiggehend gekraust und so kurz wie nie zuvor zu tragen sei.
Madame de Sevigne schrieb ihrer Tochter auf dem Land im März des genannten Jahres, dass die Frauen am Hofe „aussähen wie nackt“ und so als besäßen sie „kleine Kohlköpfe“. Der Look sei „en vrai fanfan“ – genau wie ein Junge. Der König sei in langanhaltendes, lautes Lachen ausgebrochen, als er die Frisur erstmals zu sehen bekam.
Der innovative Haarstil erhielt den Namen hurlupe oder hurluberlu für „extravagant“. Er war eine Sensation und nach Madam de Sevigne würden die Leute über „nichts anderes mehr reden“.
1677 enthielt einer ihrer Brief eine lange Beschreibung von Madame de Montesspan, der Mätresse des Königs, die auf einem Ball „ohne jede Kopfbedeckung und die Haare zu tausend Löckchen geringelt“ erschienen war und „nach der als wahrer Schönheit die Botschaft aller Herren Länder die Köpfe drehten“.
Frisur á la Fontanges
Im Spätbarock kommt diese hohe, pyramidenförmige Frisur in Mode.
Von ihrer Erfindung um 1684 wuchs die Frisur à la Fontanges bis etwa 1695 immer weiter in die Höhe. Der Aufbau konnte bis zu 80 cm messen.
Dann lehnte sich die Frisur etwas nach vorne, schrumpfte dann wieder und ging ab 1715 in die kleinen Puderfrisuren des Frührokoko über.
Sie wird teilweise zusammen mit einem Spitzenhäubchen getragen, das Fontange genannt wird.
Als Schöpferin der Frisur gilt die Nachfolgerin der schon erwähnten Madame de Montespan als Mätresse Ludwig des XIV., Marie Angélique de Scoraille, auch bekannt als Herzogin von Fontanges.
Sie soll ihr bei einem Ausritt versehentlich gelöstes Haar mit einem Strumpfband auf dem Kopf hochgebunden und mit Blättern und Blüten verziert haben. Der König soll derart entzückt gewesen sein, dass sich die Hofdamen zur Nachahmung veranlasst sahen und die neue Haartracht Mode wurde.
Hier ist das Tutorial für eine Frisur à la Fontanges.
Allongeperücke
Besonders bekannt ist das Barock für seine üppig gelockten Allongeperücken. Diese trugen aber nicht die Damen, sondern ausschließlich Herren. Ludwig der XIV führt sie am Hofe ein, angeblich aus Eitelkeit, um seine Glatze zu verbergen. Darunter trägt der Herr meist sehr kurzes Haar oder eben eine Glatze.
Die Perücke wird zum Statussymbol und ein Zeichen für Stellung und Reichtum, denn Menschenhaar war sehr teuer und schwer zu verarbeiten. Günstiger waren Ziegen und Pferdehaar oder Flachs. Allongeperücken waren bis zu 5 Pfund schwer und kosteten bis zu 1000 Taler – soviel verdiente damals ein Professor im Jahr.
Als Ersatz für Haarwäsche oder zum Verdecken von fettigen Haaren dienten diese Perücken nicht, dass ist Blödsinn und ich finde es ziemlich erschreckend, dass ich das in einem Portal für Schüler gelesen habe.
Da es damals noch kein Shampoo gab und deshalb Haare meist nur mit Wasser gewaschen wurden, weil Seife stumpf machende Rückstände im Haar hinterlässt, fettete die Kopfhaut der Menschen nur in dem für die Geschmeidigkeit der Haare nötigen natürlichen Weise, man musste also auch nur selten waschen.
Mode im Barock
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren in vielen Ländern noch die strenge und hochgeschlossene Mode der Renaissance
mit ihren hohen und steifen Spitzenkragen (sog. Mühlsteinkragen) bestimmend. Daraus entwickelt sich im Frühbarock ein flacher Schulterkragen.
Ab 1650 bis Ende des 18. Jahrhunderts bestanden Frauenroben aus dem Rock (Jupe) und dem darübergetragenen Manteau (=Mantel).
Das lockere Manteau hatte sich aus dem Deshabillé, einem Hauskleid, entwickelt.
Das Manteau war von der Stoffmenge her weit und wurde durch festgenähte Falten auf Figur getrimmt. Vorn wurde es offen getragen, in die Lücke im oberen Teil kam ein verzierter sogenannter Stecker, der mit Nadeln auf der Schnürbrust (= Korsett) befestigt wurde. Die Schnürbrust wiederum wurde wiederum über einem Hemdchen getragen.
Beim höfischen Manteau (grand habit) wurden die Vorderkanten des Rockes hoch und zur Seite gerafft und dort mit Bändern oder Broschen befestigt, so dass der Rock hinten in einer eleganten Wasserfallschleppe herabfiel. Da die Jupe unter der vorderen Öffnung des Manteaus sichtbar wurde, war sie mit horizontale Bordüren, aufgenähte Volants und Stickereien verziert.
Die Jupe wurde zunächst nur durch Unterröcke und ein Hüftpolster gestützt, später (um 1710) durch die ersten kuppelförmigen Reifröcke .
Im Barock wird langsam das Dekolleté wieder entdeckt, es war meist oval mit tief auf der Schulter sitzenden Trägern. Die Ärmel ließen am Unterhemd befestigte Spitzenärmel sehen und waren weit mit schmalen Aufschlägen.
Um 1710 kommt einer neue Gewandform auf, die Countuche. Der Unterschied zum Manteau ist hauptsächlich auf der Rückseite zu sehen, da der hintere Teil nicht mehr durch festgenähte Falten auf Figur gearbeitet wurde, sondern lose herabfiel. Charakteristisch sind dabei die sogenannten Watteaufalten, benannt nach dem Maler Antoine Watteau, der sie mit Vorliebe malte.
Vorne wurde die Contouche kimonoartig übereinandergeschlagen, durch Schleifen geschlossen oder war sogar von der Taille abwärts zugenäht.
Insgesamt war die Contouche lockerer verarbeitet als das Manteau und hieß deshalb zunächst robe battante oder volante, französisch für fliegende bzw. flatternde Robe. Der Grund weswegen sie anfangs als zu leger galt und erst allmählich als Straßen- oder Besuchskleidung akzeptiert war.
Mit Aufkommen der Countuche kommen erstmals breite am Ellenbogen zusammengeraffte Ärmelaufschläge in Mode. Typisch für die Zeit, auch beim Manteau sind die den Ärmel hinablaufenden, parallelen Falten.
Aus der Contouche entwickelt sich bei immer stärker ausgeprägter Taille und engerwerdendem Oberteil die Robe à la Francaise, das Kleid des Rokoko. Die Watteaufalten werden schmaler und ziehen sich bei der Robe à la Francaise in die Rückenmitte zurück.
Da in einem Manteau oder einer Countuche eine große und absichtlich nur durch wenige Einschnitte verdorbene Menge Stoff steckte, um sie umarbeiten zu können, weil die Stoffe extrem kostbar waren, gibt es heute nur noch ganz wenige originale Stücke.
Makeup, Kometik, Körperpflege
Im Barock galt eine Frau als schön, wenn sie makellose, weisse Haut hatte. Pflicht war also ein kompletter Schutz vor der Sonne.
Zusätzlich war es normal, Aderlässe durchzuführen, also die Blutmenge im Körper zu reduzieren, um besonders blass ausszusehen.
Natürlich wurde auch mit Kosmetik nachgeholfen und Gesicht und Dekollete weiss geschminkt. Die beste Deckkraft bei gleichmäßiger Verteilung erhielt man, wenn man dem Makeup Bleiweiss zufügte. Im Barock war noch nicht bekannt, dass Bleiweiss hochgiftig ist.
Im Kontrast zu der weissen Haut stand das Rouge, das auf Lippen und Wangen benutzt wurde. Es betonte dadurch die Blässe. Auch das Rouge enthielt häufig giftige Substanzen, ohne dass dies den Menschen genauer bekannt war.
Teilweise wurden Gifte aber völlig bewusst in der Kosmetik eingesetzt. Man träufelte sich tatsächlich Atropin, das Gift der Tollkirsche, für einen schmachtenden, großäugigen Rehblick in die Augen. Atropin wurde in dieser Weise etwa bis in die 1910er so benutzt, der Name der Tollkirsche ist nicht ohne Grund atropa belladonna (italienisch für „schöne Dame“).
Aufgrund fehlender Kenntnisse in Medizin und Biologie glaubte man im Barock, dass Krankheiten über stehendes Wasser durch die Haut übertragen würden. Deshalb war Baden nur in fließenden Gewässern verbreitet.
Das heißt aber nicht, dass man sich nicht gewaschen hätte, das ist ein weitverbreiteter Irrglauben über die Zeit vom Mittelalter bis zum Rokoko.
Damals rieb man sich mit feuchten Tüchern ab, benutzte also Waschlappen und selbstverständlich auch Seife. Übrigens im Gegensatz zu Griechen und Römern, die wegen ihrer Badekultur als sehr hygienisch gelten, dabei haben sie überhaupt keine Seife benutzt!
Ich nehme an, die Fehlvorstellungen unserer Zeit über mangelnde Körperpflege damals kommen auch dadurch, dass die hygienischen Umstände in jeder Hinsicht extrem schlecht waren. Da man nicht wusste, wie Krankheiten übertragen wurden und keine wirksamen Medikamente wie insbesondere Penicillin und Antibiotika hatte, starben die Menschen an einfachsten Infektionen.
Die Nahrungsmittel waren von sehr schlechter Qualität ohne jegliche Standards oder gute Möglichkeiten der Konservierung. Man lebte dicht mit Tieren zusammen, die Krankheiten und Ungeziefer übertrugen. Dass Ungeziefer nicht einfach nur lästig ist, sondern schlimme Krankheiten übertragen können, war einfach nicht bekannt.
Zur Bekämpfung von Flöhen wurden Flohfallen eingesetzt, die man direkt auf der Haut trug. Es gab wunderschöne handgefertigte Exemplare , die zum Beispiel aus Elfenbein gedrechselt waren.
Die Flohfallen hatten kleine Löcher, durch die die Flöhe ins Innere gelangen konnten. Darin befand sich ein Wattebausch, der mit einer Flöhe anziehenden Flüssigkeit wie Honig, Blut oder Harz getränkt war. Am Abend wurden die Flöhe dann heraus gefangen.
Im Barock wurde aber sehr viel Wert auf Wäschepflege gelegt. Täglich frische, weiße und duftende Unterwäsche war ein Zeichen von besonderer Gepflegtheit und natürlich Reichtum. Unter die Oberbekleidung waren oft kleine Riechkissen mit Kräutern wie Majoran,Basilikum und Lavendel genäht.
Parfümiert wurden nicht nur die Wäsche, sondern auch der Körper, Kleider und Möbel, da man glaubte, dass die Duftstoffe des Parfums die Pest und sonstige Krankheiten vertreiben könnten.
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