70er Look – ABBA, Studio 54, Charlies Angels
Die Siebziger Jahre haben ein sehr eigenständiges Profil, denn es gibt viele neue kulturelle Strömungen, die auch Mode, Frisuren und Makeup der 70er beeinflussen.
In den 70er Jahren politisieren sich die Menschen, was auch negative Aspekte hat – Terrorismus wie durch RAF oder IRA erscheint auf der Bildfläche. Positiv sind die großen Strömungen, die zu mehr Emanzipation führen, zum Auseinandersetzen mit Umweltproblemen und zur Entspannungspolitik im Ost-West Konflikt.
Und in den Siebzigern beginnt die Disco-Ära. Die Tanzflächen sind voll, wenn Songs von Boney M., Village People oder Baccara gespielt werden.
1974 gewinnen Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad mit ABBA den „Grand Prix Eurovision De La Chanson“. Für die vier Schweden ist dies der Beginn einer Weltkarriere und ABBA wird die zweite Hälfte der 70er musikalisch dominieren.
70er Look – Mode der Siebziger
Die Mode der Dekade wird durch verschiedene Trends charakterisiert, die das typische 70er Image definieren.
Einer dieser Trend sind Plateau-Schuhe, die 1971 in der Modeszene erscheinen und von Männern und Frauen gleichermaßen getragen werden. Die Sohlen dieser Schuhe sind 5 bis 10 cm dick. Die Damenschuhe erinnern dabei an die 40er Jahre und haben entweder hohe Hacken und ein niedrigeres Plateau oder ein durchgehendes Plateau in Keilform. Auch Holz-Clogs sind typische Schuhe der Siebziger.
Der Hippie Look der 60er ist noch sehr bestimmend, so bleiben bestickte Jeans und Kleider, Batik und Folklore wie aus Indien und Mexiko die ganze Dekade modisch. Yves Saint Laurent bringt den Folklore Trend 1976 neu interpretiert auf den Laufsteg. Zu Folklore Röcken mit Blumenmustern werden oft schulterfreie Spitzenblusen, Halsbänder mit Kunstblumen und Haarkämme getragen.
Beliebte Farben der 70er sind altrosa, preußisch blau, flaschengrün, rostrot und braun. Material für Kleidung der 70er ist oft Polyester.
Zusätzlich zum Minirock der 60er, werden Röcke knielang in „Midi“ und bodenlang als „Maxi“ getragen. Frauen können in den 70en also zwischen drei verschiedenen Rocklängen wählen.
Ein Riesentrend der Siebziger sind Schlaghosen. Diese hoch taillierten, engen Hosen, die nach unten immer weiter werden, werden von dem Kultfilm der Siebziger „Saturday Night Fever“ (1977) mit John Travolta verewigt.
Der „Disco Look“ wird komplettiert vom Dreiteiligen Anzug für Männer und dem Wickelkleid aus Rayon oder Jersey für Frauen. Dieses sogenannte „wrap dress“ wird 1972 von Diane von Fürstenberg designt und ist ein knielanges Kleid, das an angennähten Bändern um die Hüfte gewickelt und verknotet wird. Das Kleid wird extrem populär, da es verschiedenen Figurtypen schmeichelt und sowohl im Büro als auch abends gut aussieht.
Der Disco Look wird vom extravaganten Styling von Glamrockern wie David Bowie, Roxy Music und Marc Bolan inspiriert. Glitzer ist in vogue. Die Schlaghosen für den Abend sind aus Satin oder mit Strassteinen verziertem Denim.
Hot Pants erscheinen in den Siebzigern auf der Bildfläche. Dazu trägt man enge Oberteile aus Lurex oder mit Pailletten bestickt, Tube Tops oder Gymnastikanzug (englisch: „leotard“), der aus Ballett und Modern Dance übenommen wird. Jump Suits sind bei Männnern und Frauen beliebt.
Extravagante Stylingaccessoires der 70er Partycrowd sind Straußenfeder-Boas und Turbane wie in den 30ern. Bianca Jagger, ein häufiger Gast im legendären New Yorker Nachtclub Studio 54, wird häufig mit einem Gehstock und einer Zigarrettenspitze aus Elfenbein gesehen. Sie ist ein Fashion Ikone der 70er und trägt zum Beispiel 20er Cloche Hut mit Pfauenfedern zu transparenter Bluse mit nichts darunter.
Typisch für den 70er Looks sind außerdem übergroße Sonnenbrillen, insbesondere die metallumrahmten Aviator Brillen, Pelzjacken und Mäntel aus echtem Fell oder Fellimitat, was stark an die 30er erinnert und Motto T-Shirts mit Botschaften aller Art.
Ende der Siebziger entsteht mit Punk ein völlig neuer Lifestyle, der eine Reaktion auf die ökonomische Krise und Jugendarbeitslosigkeit der Mittsiebziger darstellt und die 80er stark beinflussen wird.
Punk Mode lässt sich auf die zerrissenen Jeans, löchrigen T-Shirts und abgetragenen Lederjacken der Sex Pistols zurückführen, die von Malcolm Mac Laren eingekleidet wurden, dem Partner von Vivienne Westwood. Westwood besass ein Londoner Modegeschäft namens „Let It Rock“ in der Kings Road, Chelsea und von hier aus entstand ihr Modeimperium. Ikone Nina Hagen wird mit ihrem Debutalbum 1978 zum Star und inspiriert mit ihrem verückt-bunten Punk-Stil Designer wie Jean-Paul Gaultier.
Typisch Punk sind Sicherheitsnadeln, die durchaus auch als Schmuck getragen wurden, Nieten, schwarze PVC Hosen, Lack und Leder und sonstige Fetischklamotten, abgelatschte Tennisschuhe oder spitze Boots. Löcher und ein tendenziell abgefuckter Look vervollkommnen den Punker.
70er Look – Hairstyles
Als Gegenbewegung zu den stark toupierten Frisuren der 60er wie denen von Brigitte Bardot und Jackie Kennedy sind die Frisuren der Siebziger eher locker und natürlich volumig oder geföhnt. Die Technik zum Strähnen von Haar kommt außerdem auf.
Eine typische Frisur der 70er für Frauen und Mädchen ist langes, offenes Haar ohne jegliche Stufen getragen mit einem Mittelscheitel oder einem Seitenscheitel. Dieser Stil, der aus der Hippiebewegung der 60er entstammt, hält sich die ganze Dekade.
Andere Haarstyles der Siebziger sind der wellige und lockige Gypsy Look und der fransige Shag, der in verschiedenen Haarlängen getragen werden kann.
Beim Shag werden starke Stufen geschnitten, wobei die obersten Lagen sehr kurz sind. Der Gesamteffekt ist ein zerzaust fransiger Look. Den Shag sieht man auch viel bei Männern, die ihn in kurzem Haar tragen.
Ältere Frauen tragen in den Siebzigern oft glatte Kurzhaarfrisuren, neben dem Shag sind Pagenkopf und Bubikopf mit längerem Nackenhaar populär. Ebenfalls im Trend sind Kurzhaarschnitte, die Gegensächlichkeiten aufweisen, wie flaches glattes Vorderkopfhaar und lockiger voluminöser Hinterkopf.
Die „Drei Engel für Charlie“ und insbesondere Farrah Fawcett prägen einen der Supertrends der 70er: Föhnfrisuren in stufig geschnittenem Haar. Dieser Look heißt auf englisch „flicked style“ oder „wings“ , weil die Haarenden ab der Schläfe in Flügel geföhnt werden. Ikonisch ist die blond gesträhnte Frisur von Farrah Fawcett, deren Nachahmerinnen die Friseure auf der ganzen Welt auf Trab bringen.
Der zweite Supertrend der Dekade ist der Afro. Naturgemäss wird der Afro hauptsächlich von Schwarzen getragen. Aber er etabliert sich als Teil des Disco Looks im Laufe der Siebziger als trendige Party Frisur. Hier das Tutorial wie man bei europäischem Haar einen Afro selber machen kann.
Ausgefallen wird die Frisurmode durch das Erscheinen des Punk Ende der Siebziger. Die „Spikes“ werden populär, kurze Stachelfrisuren, die eventuell durch David Bowie inspiriert wurden.
Weibliche Punks tragen auch kürzere Varianten der Dreadlocks. Darüber hinaus gab es zahlreiche Frisurvarianten mit rasierten Elementen. Punks färbten gerne, auch wenn zunächst die normal verfügbare Haarfarben wie Wasserstoffblond, Schwarz oder Rot dominierten. Für extreme Farben wie Grün oder Blau wurden deshalb teilweise Lebensmittelfarbe verwendet.
70er Look – Makeup
Die Kosmetik der 70er reflektiert die fortschreitende Emanzipation von Frauen, die sich von tradierten Rollenmustern trennen und in der Arbeitswelt ernst genommen werden wollen. Tagsüber wird deshalb ein natürlich gebräunter und frischer Look favorisiert, der nicht sexy wirken soll.
Abends wird dagegen mit viel Glitzer, Glanz und Glamour aufgewartet und starkes Makeup, insbesondere Rouge und Lidschatten aufgelegt.
Zum ersten Mal in der Geschichte wird Makeup also passend zum Anlass und sehr indivduell getragen und nicht als von allen ähnlich befolgter Trend.
In den Siebzigern werden Modeelemente aus den 30ern und 40ern übernommen, was man beim Makeup an den Augenbrauen erkennen kann. Die Augenbrauen der seventies sind oft super dünn gezupft und mit einem Augenbrauenstift nachgezogen.
Hier unser 70er Makeup Tutorial, für alle, die den Look nachschminken wollen.
70er Tages Makeup
Da tagsüber ohne viel Farbe und möglichst reduziert geschminkt wird, aber gleichzeitig Frische und Gesundheit gewünscht sind, sind die 70er das Jahrzehnt der Sonne und der Sonnenbräune. Die Bräune kommt notfalls aus der Tube oder wird mittels bräunlichen rouge oder Bronzing Puder erzeugt.
„Natürlich“ heißt also nicht unbedingt weniger schminken, sondern eher so schminken, dass man das Makeup nicht oder wenig sieht. Beliebt sind deshalb für Lidschatten matte bräunliche, beige und hellgraue Nuancen. Auf den Lippen rosiges und bräunliches Gloss oder Lippenstift.
Auch weitet sich der Markt für alle Sorten von Pflegeprodukten von Anti Aging über Feuchtigkeitscreme zu. Verbesserungen in der Chemie ermöglichen die ersten wasserfesten Mascaras und Rezepturen für längere und dichtere Wimpern.
70er Disco Look
Das Abendmakeup explodiert dagegen geradezu und ist Verführung pur. Blutrote, glossy Lippen zu pinkem Wangenrouge und blauem Lidschatten sind tragbar.
Dabei bleibt das Makeup aber sehr weiblich und romantisch. Die Übergänge der Farben sind weich und abgesoftet, es stören keine harten Linien. Der starke und rauchige Auftrag von Lidschatten erinnert an das Makeup der Zwanziger Jahre, wobei aber beim Makeup insgesamt deutlich mehr Farbe im Spiel ist.
Rouge wird starkfarbig aufgetragen, wobei hauptsächlich pink und rot beliebt sind.
Die Lidschattenpalette für den Abend umfasst neben grau und schwarz insbesondere Grünschattierungen und Blauschattierungen. Beliebte Lippenstift Farben sind klassisches Rot, Weinrot , dunkles Pink und dunkle Beerentöne.
Glam Rocker wie Alice Cooper und David Bowie beeinflussen den Disco Look mit ihrer extremen Ästhetik , einer Mischung aus Transvestie und Dekadenz die in völligem Kontrast zu dem unschuldig-künstlichen Puppen Look der Sechziger steht.
Die Ende Siebziger entstehende Punk Bewegung mit ihrer bewusste „Anti-Schönheit“ provoziert mit absichtlich künstlichem und agressiven Makeup, mit Tattoos und Body piercings. Schwarz, Neon und Tribal sind hauptsächliche ästhetische Elemente des Punk.
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