Perfektes 20er Picknick – Ideen, Rezepte, Tipps, Styling

Feb 08, 14 Perfektes 20er Picknick – Ideen, Rezepte, Tipps, Styling

Eine tolle und außergewöhnliche Idee für eine Sommernachmittag ist ein geselliges Picknick im 20er Jahre Gatsby Stil.

Die Macher der 20er Jahre Party-Reihe Bohème Sauvage haben sich das letztes Jahr auch gedacht und die Berliner Zwanziger Crowd in den Tiergarten an den Teich im “Englischen Garten” geladen.

Hier Inspirationen für alle, die es uns nachtun wollen, denn der nächste Sommer kommt bestimmt 😀

20er Picknick

Foto: Heinrich von Schimmer

Picknick Ambiente

Ein Tisch mit Tischdecke und Stühle wären durchaus für die 20er angemessen, allerdings wollen die wenigstens einen Möbeltransport durchführen. Insofern reicht auch eine schöne Picknickdecke. Wer so etwas nicht im Stil der 20er hat, dem empfehle ich eine nostalgische Tagesdecke oder eine Tischdecke. Dazu sollte man passende Kissen mitnehmen, außerdem bei warmem Wetter Sonnenschirme und Fächer im Retro Look.

In Chinaläden gibt es übrigens schöne und günstige Fächer, Schirme und Körbe, die sehr gut zum orientalischen Hype der Zwanziger passen. Für ein tolles 20er Ambiente kann man ruhig ein paar Dekorationsobjekte wie Magazine, Bücher oder Fotos aus der Zeit mitbringen. Auch Vintage Schachteln und Boxen sehen super aus.

20er Picknick

Foto: Heinrich von Schimmer

Ein Koffergrammophon und Schellackplatten sind nicht nur optisch ein Hingucker, sondern sorgen auch für den besonders authentischen Klang.

Musikinstrumente und die dazu gehörenden Musiker sind natürlich noch besser!

20er Picknick Ausrüstung

Ideal ist natürlich, wenn man einen Picknickkorb sein eigen nennt, der macht gleich einiges her. Man kann aber auch das Nötige gut eingewickelt in einem Korb transportieren. Neben Körben kann man auch hervorragend alte Koffer zum Transport benutzen.

Selbstverständlich sollte man richtige Gläser und Geschirr einpacken, Plastik hat bei einem 20er Picknick überhaupt nichts verloren. Und Pappteller sind auch nicht gerade stilvoll. Jetzt ist die Gelegenheit für Omas alte Servierplatten, Schüsseln und Nostalgisches vom Flohmarkt!

20er Picknick

Foto: Heinrich von Schimmer

Den meisten wird es schwerfallen, auf Tupperboxen zu verzichten, etwas anderes haben wir größtenteils für Essenstransport nicht mehr in der Küche, aber die sollte man dann schnell verschwinden lassen und sein Essen optisch reizvoller präsentieren. Dabei hilft ein leerer Korb, in dem man alles nicht Zeitgemäße wie auch Fotoapparate, Mülltüten etc verstauen kann. Gut ist auch eine Decke oder ähnliches, um alle Dinge, die optisch nicht so schön sind, zu verstecken.

Bei den Getränken ist notfalls umfüllen angesagt. Keine Kunstofflaschen! Es gibt gar nicht so selten Getränke im Handel in wiederverschließbaren Glasflaschen, diese einfach sammeln …Wein, Sekt und Champagner sind sowieso in Glasflaschen. Von Bierflaschen und bunt bedrucken Saft oder Wasserflaschen kann man einfach die Etiketten ablösen. Dann sieht das schon deutlich mehr nach 20iger aus.

Picknick Kulinarisches

Anders als hierzulande kann ein Picknick in England bis heute ein gesellschaftliches Ereignis sein. Berühmt ist das Picknick beim Pferderennen in Ascot und beim Tennisturnier in Wimbledon. Beim britischen Sport Cricket ist in den Regeln sogar eine 20-minütige Teepause festgelegt, um ein Imbiss im Freien einzunehmen. Die Briten haben richtige Picknick Traditionen.

20er Picknick

Foto: floufloufoto.de

Der britische Butler Stanley Ager empfiehlt für ein nobles englisches Picknick Folgendes ins Picknickkörbchen zu packen:

Zur  Vorspeise koche man sich eine leichte Suppe und fülle diese in eine Thermosflasche.  Je nach Wetter ist das Süppchen warm oder kalt.

Als Hauptgang folgt Baguette und Pâté. Das Brot wird vor Ort gebrochen und bestrichen.

20er Picknick

Jane mit Sektbowle by floufloufoto.de

Dazu gibt es Salat, der während des Picknicks angemacht wird. Laut Butler ist eine Mischung aus grünem Salat, Gurken und Radieschen besonders picknickgeeignet.

Als Dessert eignen sich Erdbeeren mit Rahm oder anderes Obst wie Orangen oder Äpfel.

Als Getränk rät er zu Weisswein oder ganz nobel Champagner.

Wir haben uns eine schöne Bowle mit geeisten Erdbeeren und Johannisbeeren gebraut. Davon hätten wir noch deutlich mehr trinken können :-)

Gatsby Picknick Rezepte

Gerade die Zwanziger sind stark durch die USA geprägt, Hollywood hat das Flapper Girl in der ganzen Welt berühmt gemacht sowie auch Fitzgeralds Roman The Great Gatsby. Aus den USA kommen deshalb ein paar ganz tyische Roaring Twenties Picknick Rezepte:

20er picknick

Foto: Heinrich v. Schimmer

Red Velvet Cupcakes. Diese Cupcakes sollen eine Erfindung aus dem Waldorf Astoria Hotel in New York sein. Heutzutage werden sie mit roter Lebensmittelfarbe ihrem Namen gerecht, aber früher hat man sie mit Rote Beete Saft gefärbt. Cream cheese mochte man auch in den Zwanzigern, also gehört auch eine ordentlich Portion als „Frosting“ darauf.

Waldorf Chicken Salat, um beim Waldorf Astoria zu bleiben. Das Original wurde Ende des 19. Jahrhunderts von damaligen Maître d’hôtel Oscar Tschirky aus säuerlichen Äpfeln und in feine Streifen („Julienne“) geschnittenem rohem Knollensellerie und einer leichten Mayonnaise kreiert. In den 1920ern wurden diese Zutaten durch die verbesserte Erhältlichkeit frischer Produkte mit Walnüssen, Weintrauben und Hühnchen ergänzt.

Tuna Sandwich. Durch die Erfindung der Konservendose im 19. Jahrhundert hatte auch die Duchschnittshausfrau Zugang zu vormals exotischen Zutaten wie Thunfisch. Das Sandwich ist wohl eine historische Take-away-Mahlzeiten und auch heute noch werden über 50% der amerikanischen Thunfisch-Konserven für Tuna sandwich benutzt.

Deviled eggs. Die bei uns unter dem Namen Russische Eier bekannte Vorspeise waren ein Picknick-Renner in den Zwanzigern. Die klassische Variante aus der Mitte des 19. Jahrhunderts besteht aus halbierten, gekochten Eiern auf mit Schnittlauch vermischter Remoulade, auf die Kaviar gesetzt wird.

20er Picknick

Rain beim Crocket by floufloufoto.de

Picknick Unterhaltung

Was passt alles zu einem 20er Picknick, um sich die Zeit zu vertreiben?

Crocket

Croquet oder Crocket ist ein Rasenspiel mit dem Ziel, kleine Holzkugeln mit hammerförmigen Schlägern („Mallets“) in bestimmter Reihenfolge durch Draht-Tore zu bugsieren.

Crocket hat sich aus dem im 16. Jahrhundert beliebten Paille Maille entwickelt. Es war besonders im 19. Jahrhundert populär und eines der typischen Freizeitvergnügen des französischen Mittelstandes. Crocket ist sei 1900 olympische Disziplin.

Badminton

Zur Zeit des Barock entwickelten sich in Europa Federballspiele als beliebte Freizeitbeschäftigung des höfischen Adels, genannt Battledore and Shuttlecock oder Jeu de Volant.

Das heutige Spiel verdankt seinen Namen dem englischen Landsitz des Duke of Beaufort, dem Badminton House. Auf diesem Landsitz wurde 1872 das von einem britischen Offizier aus Indien exportierte Spiel vorgestellt. Badminton wurde so beliebt, dass 1893 in England der erste Badmintonverband gegründet wurde.

Lustigerweise wurde Badminton als Sport früher in Kirchen ausgeübt. Das hohe Mittelschiff sorgte für eine freie Flugbahn und die Kirchenbänke dienten als Zuschauerplätze.

20er Picknick

Foto: Heinrich v. Schimmer

Mitte der 1920er Jahre breitete sich der Badmintonsport aus England vermehrt in die ganze Welt aus, so dass das Spiel ein ganz authentisches Zwanziger Picknick-Vergnügen ist.

Knickerbockerwettbewerb

Eine schöne Idee seitens Bohème Sauvage Veranstalterin Else war der Kickerbockerwettbewerb für alle anwesenden Herren.

Als Preis winkte dem Sieger ein Küsschen von jeder anwesenden Dame.

20er Picknick Styling

20er PicknickIn den Zwanzigern gab es noch, wie in den drei Jahrzehnten danach, klare Kleiderregeln für verschiedene Zeiten am Tag und für verschiedene Anlässe. Diese Regeln wurden von nahezu allen Menschen dieser Zeit strikt eingehalten. Rebellen sind damals also extrem aufgefallen!

Die Kleidervorschriften wurden in Etikette-Bücher beschrieben und zeigten den angemessenen Look für die Arbeit, die Reise, die Kirche, Shopping, Abendessen, Theater, Bälle etc etc. Frauen hatten in dieser Zeit also Kleider für den Morgen, den Nachmittag und den Abend, ein Reisekleid, ein Kirchenkleid usw.

20er Picknick

Foto: Heinrich v. Schimmer

Ein Picknick fällt klar in die Kategorie Gartenparty. Die Kleidung in den 20ern war allerdings viel formeller als wir das heute gewöhnt sind. Bei einem lockeren Picknick mit sportlichen Aktivitäten und Spielen hat man damals Kleidung getragen, die wir heutzutage für eine elegante Hochzeit im Freien als angemessen ansehen würden.

Der Unterschied zur Abendgarderobe lag weniger im Schnitt der Kleider, sondern in der Verzierung und im Material. Tagsüber wären Verzierungen mit Pailletten, Glasperlen und Fransen nicht angemessen gewesen.

In den Zwanz20er Picknickigern gehörte zum Kleid immer eine Kopfbedeckung. Eine Lady wäre niemals ohne Handschuhe und Hut aus dem Haus gegangen. Die bekannteste Hutform der 20er ist die Cloche, ein kleiner topfähnlicher Hut mit wenig oder keiner Krempe. Und es wurden immer Strümpfe getragen, nackte Beine war unschicklich. Hosen trugen auch sehr moderne Frauen nur zum Sport wie Tennis, Reiten und Schießen, sonst auf gar keinen Fall. Absolutes No go.

Typisch für den Stil der Zwanziger ist die extrem tief angesetzte Taille, die mit Schleifen und Gürteln betont wird und die flache Büste, was über die ganzen Dekade erhalten bleibt. Die Kleider der 20er sind klar und gerade geschnitten und beinhalten nur das, was für einen guten Sitz nötig ist. Der Rock ist kürzer geworden, geht aber über das Knie.

20er Picknick

Vier Flapper Girls der 20er

Es ist aber ein absoluter Mythos, dass man in den 20ern richtig kurze Kleider getragen hat!! Für die meisten Frauen dieser Zeit wäre es völlig undenkbar gewesen, in der Öffentlichkeit die Knie zu zeigen. Mitte der Zwanziger gab es eine kurze Periode, in der junge Frauen die Gesellschaft komplett schockierten, in dem sie abends den Rocksaum kurz über dem Knie enden ließen – das waren die Flapper Girls.

Typisch Flapper war es, die langen Strümpfe der 20er, die mit einem Strumpfgürtel in der Taille befestigt waren, unter das Knie zu rollen, wie links im Bild zu sehen. Das war provokant!!

Ein klassisches Sommerkleid der 20er für eine Gartenparty könnte zum Beispiel aus zwei Teilen bestehen, einem schnörkellosen Unterkleid und darüber einem luftigen, durchscheinenden Oberkleid aus Chiffon oder Organza.

Die am meisten verwendeten Stoffe der Zwanziger waren Baumwolle, Wolle, Seide und die gerade neu erfundene Viskose (Kunstseide). Populäre Muster waren Streifen, Punkte, einfach geometrisches und Blumen. Designer spielten auch viel mit ethnischen Drucken und holten sich Inspiration von Saris und Burnussen. Es gab geradezu ein Obsession, was Orientalisches anbetraf, darum waren auch Turbane so beliebt.

Picknick History

PicknickEs dürfte niemand verwundern, dass Mahlzeiten in der Natur schon so lange eingenommen werden wie es Menschen gibt. Auf Reisen tat man es oft notgedrungen, aber bei der Feldarbeit ist es wohl seit der Antike üblich, eine Essenspause einzulegen und Mitgebrachtes zu verzehren. Picknick Tradition bildete sich im 16. Jahrhundert bei Jagdgesellschaften des Adels heraus. Bücher über die Jagd aus dieser Zeit beschreiben das Einnehmen von Mahlzeiten im Freien als üblich, was man aber noch schlicht Essen alfresco nannte, also im Freien.

In der Zeit des Barock im 17. Jahrhundert wurde das Essen im Freien beim Adel dann auch außerhalb der Jagd als Sommervergnügen populär, besonders beliebt war es in Frankreich.  Überwiegend wird der Ursprung des Wortes Picknick deshalb im Französischen gesehen und zwar von  piquer für „aufpicken“ und nique für „Kleinigkeit“. Aber auch die Briten beanspruchen die Herkunft des Begriffs für sich. Als Beleg wird ein Brief des englischen Lords Chesterfield von 1748 angeführt, in dem dieser eine Versammlung als picnic bezeichnet. Hier  ging es allerdings nicht ums Essen, weswegen der Punkt eindeutig an die Franzosen geht.

Richtig  populär wurde Picknick in England im Viktorianischen Zeitalter im 19. Jahrhundert, da Queen Victoria häufig in der Natur speiste. Der klassische Picknickkorb, der sowohl das Essen als auch eine Decke, Geschirr und Besteck enthält, geht mehr oder weniger auf ihr Konto. Zum englischen Picknick dieser Zeit gehörte selbstverständlich auch die Teezubereitung, so dass vor der Erfindung der Thermoskanne oft ein tragbares Kochgerät mitgenommen wurde.

20er Picknick

Foto: Heinrich v. Schimmer

Picknick Fotografen

Es ist natürlich schön, wenn ein paar Leute Fotos zur Erinnerung machen und das Ganze für die Nachwelt festhalten. Herzlichen Dank an Jane, www.floufloufoto.de und Heinrich, www.heinrichvonschimmer.de

 

 

 

 

 

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