1910 -1919 Titanic Chanel Max Factor Ballet Russes

Jun 22, 15 1910 -1919 Titanic Chanel Max Factor Ballet Russes

Die 1910er sind eine Zeit des Umbruchs und großer Veränderungen. Mit dem ersten Weltkrieg (1914-1918) nehmen die Belle Epoque und 30 Jahre Frieden in Europa ihr Ende.

In den 1910er wird der Fortschrittsglaube der Jahrhundertwende fortgeführt und es gibt viele Erfindungen und technische Entwicklungen. Das Modell der Atome wird entdeckt, der Reißverschluss und die Kleinbildkamera erfunden. In den USA werden durch Henry Ford Autos erstmals am Fließband produziert und für breite Bevölkerungsschichten bezahlbar.

Am 14. April 1912 muss die Fortschrittshoffnung der Menschen aber einen herben Schlag wegstecken:1910er Titanic Downton Abbey Ballet Russes

Die Titanic, das Symbol technischer Macht und Ikone der Moderne, das größte Schiff seiner Zeit und angeblich unsinkbar, zerschellt an einem Eisberg. 1500 Menschen ertrinken im eisigen Meer.

Dann kommt der erste Weltkrieg und nichts mehr ist wie vorher. Mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel marschieren Infanterie und Kavallerie – Panzer werden erst im Lauf des Krieges erfunden – in den Tod. Die Bilanz vier Jahre später ist nach dem ersten industriell geführten Massenkrieg furchtbar.

In Russland hatte die Oktoberrevolution Zar und Adlige hinweggefegt, in Deutschland dankte der Kaiser ab. Die britische Königsfamilie hatte bereits 1917 mit den deutschen Wurzeln gebrochen und  sich in „House of Windsor“ umbenannt. Der erste Weltkrieg prägte den weiteren Verlauf der Geschichte maßgeblich. Die sozialen Verhältnisse und kulturellen Orientierungen wandeln sich grundlegend, was sich in der Mode und im Bild der Frau wiederspiegelt.

Die Mode 1910 – 1919

1910 er Titanic Downton Abbey Ballet Russes

Ballett Russes – Scheherazade

1910 begann das Ballet Russes seinen Triumphzug durch Europa und prägte mit seinen opulenten Kostümen und prächtigen Bühnenbildern den Geschmack eines ganzen Jahrzehnts. Modefotograf Cecil Beaton erinnerte sich zeitlebens an die fantastische Show, die er als Kind in Paris erlebte: „Eine neue Welt eröffnete sich mir. Niemals zuvor hatte ich etwas so Aufregendes gesehen.“

Das Ballet Russes infiziert die Modewelt mit einem orientalischen Fieber. Modeschöpfer Paul Poiret propagiert den Haremslook und die Damen tragen federgeschmückte juwelenbesetzte Turbane zu leuchtenden Haremskostümen mit Pumphosen und pelzgesäumten Tuniken. Das ging so weit, dass man barfuss ging.

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Chanel, Jersey Modelle, 1917

Gleichzeitig verändern sich die sozialen Verhältnisse, und die Emanzipation beginnt. Radfahren, Golf und Tennisspielen werden akzeptable Freizeitbeschäftigungen für Frauen und die Mode muss sich dem anpassen.

Da kommt eine bescheidene Näherin auf die Idee, für ihre Kleidung das weiche und anschmiegsame Jersey zu benutzen, das bisher nur für Unterwäsche Verwendung fand.

1913 hat Gabrielle Chanel (1883-1971) den Mut, ihre Zukunft auf diesem unscheinbaren Stoff aufzubauen und stellt 1913 in Deauville ihre ersten Sportmodelle aus Jersey vor. Das nachgiebige Material erlaubt die nötige Bewegungsfreiheit und die Kollektion ist ein voller Erfolg.

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Kleid v. Vionnet, 1910er

Auch eine andere große Dame der Modewelt beginnt in den 1910ern ihre Karriere. Es ist Madelaine Vionnet (1876-1975).

Vionnet ist die Erfinderin des Schrägschnitts (Bias Cut) und der kunstvollen Drapierungen. Ihr Ehrgeiz war es, Modelle nur aus möglichst wenigen Stoffteilen zu schaffen.

Alle ihre Entwürfe entwickelte sie an einem hölzernen Puppe. Mit ihrer großen Begabung für Mathematik trug sie so immer der Dreidimensionalität Rechnung.

1910 er

Alice Pike Barney 1912

Die Mode der 1910 er ist anfangs noch sehr von der Belle Epoque bestimmt. Modern sind riesige Hüte und es wird Korsett unter den bodenlangen Kleidern mit langem Ärmeln getragen.

1910 er

Eve Lavalliere, Empire Stil, 1914

Der Matrosenstil war weit verbreitet, kleine Jungen trugen Matrosenanzüge, Mädchen und Frauen weißen Rock mit Matrosenbluse.

Stickereien waren sehr beliebt und schmückten Kleider, Röcke und Blusen.

Mit dem Verschwinden des Korsetts verschiebt sich die Taille aber immer höher. Die 1910er sind bekannt für den „Edwardian Style“ oder französisch „Empire“ Linie. Auch wird der Rocksaum kürzer und die Schuhe sichtbar.

1910er

Black Ascot 1910

Der erste Weltkrieg änderte die Mode nachhaltig, da er Frauen in Arbeitskleidung und Uniformen zwang – und Trauerkleidung.

Die Damen der Gesellschaft orientierten sich bei der Trauerkleidung am „Black Ascot“ dem Pferderennen, zu dem man 1910 zu Ehren des verstorbenen Königs Edward VII in Trauerkleidung erschienen war. Hochgeschlossen, schwarz, die Hüte mit Trauerschleier.

Während die Männer an der Front waren, erledigten die Frauen viele ihrer 1910 erArbeiten und der schnörkellose Militärstil fand Einzug in die Mode.

Die üppigen Schalkragen machtem strengen Revers Platz, die Hüte wurden kleiner, die Röcke wadenlang und weiter für mehr Bewegungsfreiheit. Und das Korsett wurde endgültig verbannt.

Die Abendgarderobe der Damen wurden mit zahlreichen Accessoires wie Handschuhen und Fächern bereichert. Abendschuhe hatten einen kleinen Absatz und waren aus Seidensatin, Brokat oder feinem Leder und mit einem oder mehreren Riemen über dem Spann geschlossen. Dazu trug man helle Seidenstrümpfe.

Populärer Schmuck waren Ketten mit großen Anhängern, mehrere Stränge aus Perlen und Choker, außerdem Chandeliers, Ringe und breite Armbänder. Dazu wurde eine kleine Tasche aus Leder oder Stoff auf einem Elfenbein oder Metallrahmen getragen.

1910er MakeupMakeup in den 1910ern

Um 1910 war der Gebrauch von Makeup insbesondere Rouge, Puder, Augenbrauenfarbe und Vaseline für Glanz bereits weit verbreitet, das Ergebnis sollte aber möglichst natürlich sein. Denn die physisch Erscheinung der Frau wurde als Reflexion ihrer inneren Moral angesehen und Makeup galt als etwas, mit dem die Frau einen moralischen Makel verbergen wollte.

1910erDie 1910 er waren allerdings der Übergang zu einem anderen Verständnis von Kosmetik und Makeup. Wachstum von Konsum, Massenproduktion und das Entstehen von Werbung führen zu kulturellen Veränderungen.

Für Frauen wurden es ein immer stärkeres Bedürfnis, ihre Identität durch Ihre Erscheinung individuell zu kreieren. Auch wenn viele noch ihr Makeup vor Ehemännern oder Vätern versteckten und geheim hielten.

Die ersten richtigen Innovationen in der Entwicklung moderner Kosmetikprodukte fällt in die Zeit des ersten Weltkrieges. 1910er

Max Factor, der seinen Kosmetiksalon 1909 in LA eröffnet hatte, begann sich einen Namen als Visagist im noch jungen Hollywood Studio System zu machen. Er erfand die erste Foundation, in deren Genuss zunächst nur Hollywood Schauspielerin kamen und prägte dafür den Begriff Makeup. Auf Max Factor geht auch die Entwicklung von Lipgloss und des Augenbrauenstiftes zurück.

Die Vogue verbreitete die orientalische Mode, die Augen mit Khol und Henna zu umranden, die man in Europa zuerst bei den Tänzerinnen des Ballet Russes gesehen hatte, indem sie Models so geschminkt abbildete.

1910er

Theda Bara

Hollywood ahmte den Trend nach und der „Vamp“ Look war geboren. Exotische Schauspielerinnen wie Theda Bara wurden zu Stars.

Der Einfluss der Stummfilme aus Hollywood auf das Aussehen von Frauen war gewaltig, die frühen Flapper im Nachkriegseuropa fingen an, mehr Augenmakeup zu tragen und ebneten den Weg für den bekannten Look der Zwanziger Jahre.

1912 gründet Elizabeth Arden New York City ihr erstes Geschäft, in dem sie Cremes und Kosmetik verkaufte. Schon 1911 war Elisabeth Arden vom Phänomen des Ballet Russes inspiriert worden und hatte ihr erstes Augen Makeup entwickelt.

In den 1910 ern wird von T.L. Williams Wimpertusche erfunden. Er stellte das Produkt her, nachdem er seine Schwester Maybel gesehen hatte wie sie mühevoll Schichten von Vaseline und Asche auf die Wimpern auftrug, um ihnen eine dichtere und dunklere Erscheinung zu geben.

Das 1917 auf den Markt gebrachte Produkte war eine feste cake Mascara, die auf Basis von sodium stearate also Seife hergestellt war. Die Mascara war ein lokaler Hit mit dem schwierigen Namen “lash-in-brow-line”. Deshalb nannte sie Williams bald um, indem er den Namen seiner Schwester Maybel mit dem von Vaseline kombiniert. Dies war der Anfang eines aufstrebendenden Kosmetikkonzerns -Maybelline.

1910er Titanic Chanel Max FactorDer Haarstil der 1910 er

In den 1910er trugen Frauen langes und hochgestecktes Haar. Wie zu Zeiten der Belle Epoque galt weich gewelltes, locker aufgestecktes und sehr volles Haar als schön. Für Mädchen und junge Frauen war auch zu Zöpfen geflochtenes Haar akzeptiert.

Weil die Frisuren sehr viel Haar erforderten, benutzten man üblicherweise Haarteile („switches“) und Haarpolster („rats“).

Haarpolster waren aus Draht und tierischem Haar wie Pferdehaar hergestellt und als Rollen geformt. Sie wurden oft von Ohr zu Ohr unter dem Eigenhaar getragen, um der Frisur mehr Volumen zu geben. Als Haarteile konnte man lose Haar, Haarrollen („puffs“), 1910erZöpfe und fertig gestylte Haarknoten kaufen. Echtes menschliches Haar war teuer, wer sich das nicht leisten konnte, benutzte Tierhaar.

Glattes Haar galt als unschön, weswegen es regelmäßig gelockt werden musste. Beliebt war die bereits um die Jahrhundertwende von einem deutschen Friseur in Paris erfundene „Marcel Welle“, bei der die Haare mit der Brennschere gewellt wurden. Die Marcel Ondulation hielt bis zu eine Woche.

Wenn die Haare gewellt waren, wurden sie locker auf dem Kopf drapiert und in einen großen Dutt, Knoten oder Flechtwerk arrangiert. Die Frisur hatte vorne flach zu sein, weit an den Seiten und sehr voll am Hinterkopf.

1910er

Psyche Knoten

Im Laufe der Dekade wird das hoch aufgetürmte Haar jedenfalls tagsüber niedriger gestylt während gleichzeitig die Hüte kleiner werden.

Besonders beliebt waren griechische Haarstile nach antiken Vorbildern.

Eine der bekanntesten Frisuren der Zeit ist der „Psyche Knoten“, benannt nach der mythologischen Ehefrau des Gottes Amor.

Dabei wird das gewellte Haar in drei Teile geteilt, die beiden Seitenpartien und die hintere 1910erPartie. Die Seitenpartien werden über Haarpolster hochgeschlagen. Die hintere Partie wird eingedreht und zu einem länglichen Knoten geschlogen

Sehr typisch für die Abendfrisuren der 1910 er sind Haarornamente wie Bänder, Blumen, Federn, Diademe und verzierte Haarkämme. Bänder konnten bis zu 10 cm breit sein und waren aus Metall, Samt oder Spitze. Sie konnten zusätzlich mit Schmuck und Blumen verziert sein.

 

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